Dresdner Kleinwort Wasserstein nutzt eine SAN-Architektur

Storage- und Backup-Kosten im Griff

16.08.2002
Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten zu gewährleisten zählt zu den wichtigsten Aufgaben der Unternehmens-IT. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein räumt auch dem ökonomischen Umgang mit vorhandenen Speicherressourcen hohe Priorität ein. Sie entschied sich für eine SAN-Lösung. Von Armin Fourier*

Im Unterschied zu vielen Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen kann Dresdner Kleinwort Wasserstein den Speicherbedarf für seine Geschäftstätigkeit nur schwer planen. Beispielsweise für Risikoanalyse und -bewertung neu eingeführter Finanzprodukte müssen kurzfristig große Speichervolumina bereitgestellt werden. Abhängig von der Laufzeit, der Verzinsungshäufigkeit und der Komplexität des Geschäfts kann der Bedarf pro Geschäftsfall bis zu 300 MB betragen. Zeitweilig fallen für Risikoanalysen bei rund 40000 aktiven Geschäften insgesamt bis zu 2 TB Daten an.

Die Dynamik der Finanzmärkte und die Notwendigkeit einer kurzen "Time to Market" fordern hohe Flexibilität und Performance der IT-Systeme, auf die am Standort Frankfurt am Main bis zu 2600 Anwender zugreifen. Trotz leistungsfähiger HP- und Sun-Server beträgt die Rechenzeit pro Analyse bis zu neun Stunden. Durch Parallelisierung lässt sich diese Zeit zwar erheblich reduzieren, doch das erfordert einen stark erhöhten Durchsatz im Datenbankbereich, der nur durch performante I/O-Systeme sichergestellt werden kann.

Betrieb, Wartung und Verwaltung der heterogenen IT-Umgebung mit den Betriebssystemen AIX, Linux, Windows 2000, Solaris und HP-UX waren früher mit beträchtlichem Aufwand und Beschränkungen verbunden, die das IT-Budget belasteten. "Besonders gestört hat uns, dass wir die im Storage-Bereich vorhandenen, aber nicht genutzten Ressourcen nicht plattformübergreifend zur Verfügung stellen konnten", erinnert sich Frank Erdmann, Regional Chief Technical Officer bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.

Allein sieben Leute für das Backup

Die damalige Infrastruktur bestand aus diversen Direct-Attached-Storage-Systemen - von Plain Disks über kleine Raid-5-Systeme bis zu Enterprise-Storage-Boxen. "Wir waren gezwungen, weiteren Speicher zu kaufen, obwohl eigentlich noch Kapazität frei war", erläutert Erdmann. Zudem seien die Storage-Lösungen nur als komplette Speicherboxen und mit entsprechend hohen Investitionen erweiterbar gewesen. Um Planungssicherheit zu gewährleisten, wurde also teurer Speicher bevorratet, der eigentlich nicht gebraucht wurde.

Hinzu kam, dass jede Speicherbox separat administriert werden musste. Aufwändig war auch das Management der Datensicherung: Aufgrund der unterschiedlichen Betriebssystem-Plattformen kamen beispielsweise für die täglichen Backup-Prozeduren eine Reihe unterschiedlicher Werkzeuge zum Einsatz: für NT "Arcserve", für die verschiedenen Unix-Derivate Tools wie "Omniback" und "ADSM" sowie Betriebssystem-Funktionen wie "tar", "dump" und "ignite". Zudem wurden für die verschiedenen Backup-Lösungen zahlreiche kleine Autoloader betrieben. Eine zentrale Verwaltung war nicht möglich. Deshalb stand für jede Betriebssystem-Plattform entsprechendes Know-how bereit: Insgesamt waren sieben Mitarbeiter mit den Backups beschäftigt.

Vor diesem Hintergrund entschieden sich die IT-Verantwortlichen, eine neue, flexible und ökonomische Speicherinfrastruktur zu implementieren. Sie sollte eine plattformübergreifende Nutzung und Skalierbarkeit der Ressourcen ermöglichen. Die Federführung des Projekts, in dessen Mittelpunkt die Konsolidierung der Backup- und Storage-Systeme sowie des System-Managements standen, übernahm das Project Office der IT-Organisation in Frankfurt.

Aufgrund der genannten Anforderungen entschied sich das Projektteam für ein Storage Area Network (SAN). Zu den wichtigsten Kriterien bei der Produktauswahl zählte, so Project-Office-Leiter Gerald Hahn, die Unterstützung aller vorhandenen Plattformen und "das überzeugende Bekenntnis der Hersteller zur Plattformunabhängigkeit".

Das System ist redundant ausgelegt

Gemeinsam mit dem ebenfalls in Frankfurt ansässigen Systemintegrator Morse GmbH entwarf das Project Office eine SAN-Lösung mit Fibre-Channel-(FC-)Switched-Fabric-Verkabelung, die sich aus Komponenten von EMC (Speichermedien), Storagetek (Backup Libraries und Bridges), Brocade (Switches) sowie Veritas (Storage-Management- und Daten-Backup-Management-Software) zusammensetzte. Das Projekt wurde innerhalb von anderthalb Jahren vollendet.

Heute stehen Dresdner Kleinwort Wasserstein zehn Fibre-Channel-Speichersysteme des Typs "Clariion" von EMC mit einer Gesamtkapazität von etwa 22 TB zur Verfügung. Durch 20 SAN-Switches von Brocade sind mehr als 200, teilweise in "Farmen" zusammengefasste Server unter Linux, Solaris, HP-UX, AIX und Windows 2000 daran angebunden. Auf den Servern selbst werden außer zu Boot-Zwecken keine Daten mehr gehalten. Neue Server sollen ebenfalls in das SAN integriert werden.

Alle Daten werden mit Hilfe der "Volume-Manager"-Software von Veritas und via redundant ausgelegte FC-Fabrics in Echtzeit an ein Ausweichrechenzentrum gespiegelt. Da es sich um direkte Fibre-Channel-Verbindungen handelt, sind Multiplexer überflüssig. Die Verwaltung des SAN erfolgt mit Hilfe der ebenfalls von Veritas stammenden Softwarelösung "SAN-Point Control". Sie erkennt automatisch alle vorhandenen Komponenten und ermöglicht deren zentrales Management. Dank umfassender Inventarisierungs-Protokolle lässt sich das Wachstum des SAN detailliert verfolgen.

In anderthalb Jahren amortisiert

Für das Daten-Backup kommen Tape Libraries von Storagetek zum Einsatz, die den Servern flexibel zugeordnet werden können; "Netbackup" von Veritas steuert die Backup-Prozesse. In einem automatisierten Verfahren werden täglich zirka 500 GB Daten auf Tapes gesichert, am Wochenende noch einmal 3 TB. Dadurch, dass SAN-Point Control und Netbackup an die System-Management-Lösung "HP Openview" angebunden sind, können die Administratoren die Speicher- und Backup-Prozesse von einer zentralen Management-Plattform aus überwachen.

Mit dem Projektergebnis zeigt sich Erdmann zufrieden: "Die Planungssicherheit im Storage-Bereich konnte wesentlich verbessert werden. Durch die Option der feineren Skalierbarkeit kaufen wir Speicherkapazität heute genau nach Bedarf ein." Da die Standortverteilung der Speichersysteme keiner Einschränkung mehr unterliegt, lassen sich auch flexiblere Failover-Konzepte verwirklichen. Der gesamte Administrationsaufwand wurde deutlich reduziert.

Zwei Mitarbeiter teilen sich heute die Verwaltung des SAN; das Backup-System wird von drei Administratoren betreut. So kann die IT-Organisation bei gleicher Mitarbeiterzahl mehr Aufgaben bewältigen. Nach internen Berechnungen soll sich das gesamte Projekt in anderthalb Jahren amortisiert haben. Vor allem aber kann das System auch mit künftigen Anforderungen Schritt halten. Dresdner Kleinwort Wasserstein erwartet beispielsweise alle sechs Monate eine Erhöhung des Speicherbedarfs um 3 bis 4 TB.

Ähnliche SAN-Konzepte wie in Frankfurt hat die Investmentbank auch in London und Tokio verwirklicht. Alle SAN-Implementierungen sind autonom, aber hard- und softwarekompatibel. (qua)

*Armin Fourier ist freier Autor in Frankfurt am Main.