Virtualisierung, Cloud, Big Data, SSD

Storage-Trends - Speichertechnologien für 2012

10.02.2012
Von 
Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.

Cloud als Backup-Dienst

Wird besonders bei kleineren und auch mittelständischen Unternehmen die Cloud als Backup-Dienst zunehmend physikalische Systeme (Tapes/VTLs) verdrängen? Wie sehen Sie die Cloud-Storage-Entwicklung 2012?

Hans Schramm - Dell: "Geht es um Backup, sind Unternehmen heute schon durchaus bereit, über eine Cloud-Lösung nachzudenken. Zugegeben: Auch hier hat es einige Jahre gedauert, bis die bei diesem Service anzutreffenden Sicherheitsbedenken ausgeräumt waren. Gänzlich ist dies immer noch nicht der Fall. Dell geht davon aus, dass die Online-Datensicherung ein zentraler Trend ist."

Daniel Pelke - EMC: "Cloud Backup Dienste erfreuen sich bei Privatanwendern schon seit geraumer Zeit immer größerer Beliebtheit. Für Unternehmen stellen sich aber neben Verfügbarkeit und Preis noch weitere Fragen zu Beispiel: Unterliegen die Daten die ich transferiere bestimmten Compliance Regeln? Wie sieht die Verfügbarkeit aus? Die 'Strafzahlungen' die mit SLA Verstößen einhergehen stehen in keinem Verhältnis zu den Schäden, wenn wichtige Informationen nicht mehr wiederhergestellt werden können. Es geht also vornehmlich um Vertrauen. Kann ich dem Anbieter vertrauen, dass die Daten sicher und geschützt sind, dass die Plattform performant und sicher ist, das das Backup vollständig etc. Vergleichbare Fragen stellen sich für die Nutzung von Public-Cloud Storage. Hier werden sich lokale Anbieter, die die lokalen Anforderungen kennen und berücksichtigen, etablieren."

Robert Guzek - Fujitsu Technology Solutions: "Cloud-Storage bietet eine hervorragende Möglichkeit, das Backup an einen Dienstleister zu transferieren. Kurz- bis mittelfristig ist eine Zunahme dieser Dienste zu erwarten, da die meisten Anbieter Anforderungen, wie zum Beispiel die Verschlüsselung der Daten beim Transfer und der Datensicherung, mittlerweile anbieten können. Aktuell ist bei den KMUs zu beobachten, dass das klassische Tape im Entry-Bereich mit Dedup-Systemen ersetzt wird."

Guido Klenner, Senior Business Manager Online Storage, Hewlett Packard: "Cloud wird heute als Ergänzung zu den vorhandenen Speichern genutzt. Dadurch werden physikalische Systeme in Unternehmen nicht verdrängt, vielmehr werden sie ergänzt."
Guido Klenner, Senior Business Manager Online Storage, Hewlett Packard: "Cloud wird heute als Ergänzung zu den vorhandenen Speichern genutzt. Dadurch werden physikalische Systeme in Unternehmen nicht verdrängt, vielmehr werden sie ergänzt."
Foto: Hewlett Packard

Guido Klenner - Hewlett Packard: "2012 wird Cloud zunehmend Standard. Neben den klassischen Vorteilen wie flexibler Skalierbarkeit und verbrauchsabhängiger Bezahlung sehen Unternehmen den Vorteil auch in der geographischen Verteilung ihrer Daten. Das bietet beispielsweise Sicherheit bei Naturkatastrophen, Feuer oder Ähnlichem. Cloud wird heute als Ergänzung zu den vorhandenen Speichern genutzt. Dadurch werden physikalische Systeme in Unternehmen nicht verdrängt, vielmehr werden sie ergänzt. Das liegt vor allem auch an den Vorteilen der bestehenden Infrastrukturen: Das Medium Tape wurde beispielsweise zwar schon vor Jahren totgesagt, es ist jedoch noch immer das energiesparendste Medium und sehr leistungsstark. Physikalische Systeme haben darüber hinaus den Vorteil, dass die Daten nicht über das Internet übertragen werden müssen. Unsere neue Backup-Appliance B6200 kann beispielsweise bis zu 28 Terabyte pro Stunde deduplizieren - bei solchen Datenmengen und einem Cloud-Backup wird das Netzwerk dann schnell zum Flaschenhals."

Dr. Georgios Rimikis - Hitachi Data Systems: "Die Entwicklungen im Bereich Virtualisierung machen weiterhin gute Fortschritte und Server-Virtualisierung wird immer häufiger eingesetzt. Was Cloud Computing betrifft, wagen sich die KMUs gerade im File-basierten Bereich, wo es auf schnelles Provisioning ankommt, in neues Terrain. Generell sind Unternehmensapplikationen wie Enterprise Ressource Planning (ERP), Supply Chain Management (SCM) oder Personalwesen schon sehr gut aus der Cloud anwendbar. Darüber hinaus kann auch IT-Infrastruktur samt Backup, Remote Mirroring, Disaster Recovery sowie Archivierung über die Cloud verwaltet werden. Solange jedoch der Aspekt Sicherheit nicht hinreichend geklärt ist, wird die Mehrheit der Unternehmen nicht in die Public Cloud gehen."

"Ein Konzept, das vor allem auf regionaler Ebene weiter an Relevanz gewinnen wird, ist, dass KMUs ihre Daten in gemeinschaftlichen Rechenzentren speichern. Diese ermöglichen eine dynamische Performance-Anpassung und das Abfangen von Spitzen durch niedrige OPEX-Kosten und verhelfen den Firmen zu mehr Flexibilität."

Ralf Colbus - IBM: "Ich denke nicht, dass die Cloud als Backup-Dienst die physikalischen Systeme verdrängen wird. Aber die Themen Langzeitarchivierung und Fileservices wird im Zusammenhang mit Cloud Computing eine Rolle spielen."

Thomas Kao - Infortrend: "Für kleine und mittlere Unternehmen ist ein Cloud-Backup-Service in der Tat eine attraktive Wahl für die Sicherung nicht-unternehmenskritischer Anwendungen, wenn die Kosten akzeptabel sind. Allerdings sind herkömmliche Backup- und Wiederherstellungs-Technologien derart ausgereift, dass sie nicht leicht von Cloud-Backup-Diensten ersetzt werden können. Noch zögert der Mittelstand, seine Daten in die Cloud hoch zu laden. Sorgen um den Datenschutz und die Datensicherheit erhöhen die Nachfrage nach lokalem Storage und stärken die Position von Storage-Systemen. Wir glauben, dass Cloud-Storage-Anbieter ein neues Geschäftsfeld mit mobilem Netzwerkzugriff auf Musik-, Foto-und Video Dateien haben werden."

Herbert Bild - NetApp: "Nein, Cloud Backup-Lösungen sind heute nicht "Enterprise Ready". KMUs haben den gleichen Anspruch wie Konzerne, wenn es um die Sicherheit der Daten geht. Beim Backup geht es jedoch nicht um Datensicherung, sondern um Restore. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass externe Cloud Backup-Anbieter ein Recovery Time Objective (RTO) erfüllen können, welches den Ansprüchen einer geschäftskritischen Applikation genügt. Hier geht es häufig um Minuten. Dies kann nur von einer lokalen Backup-Lösung abgedeckt werden. Daher ist die erste Wahl für primäre Backups eine Disk-basierte Snapshot-Lösung, für sekundäre Backups wie zum Beispiel Archivierung, das Tape. Für die VTL-Technologie sehe ich keine Zukunft."