Konzentration auf IBM-kompatible Produkte und den OEM-Bereich

Storage Tek: Hoffnung auf Neubeginn

12.07.1985

FRANKFURT (ad) - Nach zähen Verhandlungen mit diversen Kreditinstituten und Leasingunternehmen kann die Geschäftsführung der bundesdeutschen StorageTek-Tochter in Frankfurt nun - vorerst aufatmen: Die Banken gingen am 3. Juli dieses Jahres auf die Finanzierungsvorschläge in Form eines Vorvertrages des in Bedrängnis geratenen Unternehmens ein.

Dieses Agreement, verbunden mit drastischen Personalkürzungen auch auf Geschäftsleitungsebene, soll nun praktisch die Wiedergeburt des Unternehmens signalisieren wenngleich sich an der Chapter-11-Situation bei der Mutter in Louisville bislang nichts geändert hat.

Die Hintergründe für den raschen finanziellen Zusammenbruch bei StorageTek ließ der eigens zu den Verhandlungen mit den Banken in Europa angereiste Chief Operating Officer, Steven Jerritts, nochmals Revue passieren. So habe man praktisch viel zu spät bemerkt, daß nach der Umsatzspitze von einer Milliarde Dollar im Jahre 1982 die Entwicklung einer neuen CPU in CMOS-Technik und einer optischen Speichereinheit sehr schnell hohe Kosten verursachte, die nicht mehr aufgefangen werden konnten. Jetzt habe sich, nachdem die Belegschaft radikal von weltweit 15 000 auf 9000 reduziert wurde, gezeigt, daß "die beinahe gleiche Leistungsfähigkeit wie bisher auch mit dieser Zahl von Mitarbeitern erzielt werden kann", sagte Jerritts.

Von den Entlassungen waren nach seinen Worten in erster Linie die CPU- Entwickler und die Techniker betroffen, die bei der Muttergesellschaft in Colorado beschäftigt waren. Als das Unternehmen dann im Oktober 1984 auf dem finanziellen Tiefpunkt angelangt war, mußten Reorganisationspläne in die Wege geleitet werden - wobei in einem Zuge auch das Management ausgewechselt wurde. Frühzeitig von selbst ging übrigens der bisherige Leiter des Bereichs Field Support und später des Vertriebsbereichs, Detlev Drucks, der fast in die Position des deutschen Geschäftsführers nachgerückt wäre.

Jerritts rechnet mit einem Zeitraum von maximal neun Monaten, bis konkrete Kreditorenpläne auf dem Tisch liegen; immerhin fordern diese einen Betrag von etwa 800 Millionen Dollar wieder von StorageTek zurück. "Wenn alles vom Umsatz her so klappt, wie wir uns das vorstellen, werden wir in zwölf Monaten nicht mehr unter Chapter 11 stehen", prognostizierte er.

Jetzt sei man - insbesondere jenseits des großen Teiches - auf gezielter Suche nach Spezialisten, um wieder für den Wettbewerb gerüstet zu sein, wenn man sich auch von der Produktpalette her eingeschränkt hat: "Wir wollen ab jetzt nur noch in Techniken und Technologien operieren, in denen wir früher auch erfolgreich waren", sagte der technische Leiter der Frankfurter Storage-Tochter, Peter van Daak.

Neben IBM-kompatiblen Produkten will man nun auch verstärkt das Augenmerk auf den OEM-Bereich lenken, wobei man mit ICL, Honeywell und Sperry eine Kooperation plant. In erster Linie sei man jedoch um Qualität, der hergestellten Erzeugnisse bemüht, außerdem soll dem Servicegedanken bei der Installation entsprechenden Equipments jetzt mehr Rechnung getragen werden als früher.

Und was sich ebenfalls ändern soll, ist das Umsatzdenken: "Bisher wurde sofort darin ein Umsatz gebucht, wenn ein Produkt die Fertigungshallen verließ - jetzt wollen wir erst dann ein Plus buchen, wenn das Gerät beim Anwender auch wirklich läuft." Steven Jerritts wie auch seinen bundesdeutschen Managern ist klar, daß auch dieses Jahr noch Verluste hingenommen werden müssen, "wenn wir auch von Quartal zu Quartal immer wieder etwas besser dastehen." "Das erste Jahr, in dein wir wieder Profit erzielen dürften, wird voraussichtlich 1986 sein."

Als Umsatzerwartung hat man sich für das laufende Geschäftsjahr bei StorageTek 650 Millionen Dollar zum Ziel gesetzt, davon sollen 58 Millionen Dollar auf die Bereiche Forschung und Entwicklung entfallen. Als Ergebnis der bisher geleisteten Forschungs- und Entwicklungsarbeit konnten zwischenzeitlich zwei Neuvorstellungen angekündigt werden: Zum einen die Magnetplatteneinheit 8380 E und zum anderen die Steuereinheit 8890. Analysten - vornehmlich aus US-Kreisen - spekulieren laut StorageTek auf eine positive Verkaufsentwicklung dieser beiden Geräte, die eine Alternative zu bereits im Markt etablierten IBM-Systemen darstellen.

Bei der 8380, die voraussichtlich im vierten Quartal nächsten Jahres lieferbar sein soll, handelt es sich um eine zur IBM 3380 E softwarekompatible und funktionsgleiche Magnetplatteneinheit. Im Feld sollen sich die Modelle zur 8380 E aufrüsten lassen, wobei die Speicherkapazität dieser Speicherplatteneinheit durch eine Spurdichteerhöhung von 800 auf etwa 1400 Spuren pro Zoll nun 5,04 Gigabyte erreicht. Damit scheint die frühere Problematik der Dünnfilmlierstellung insbesondere bei den Köpfen aus dem Wege geräumt zu sein. Die 8380 E arbeitet mit zwei HDAs und verfügt über eine Übertragungskapazität von drei MB pro Sekunde.

Die Speicherkapazität der ebenfalls neu vorgestellten intelligenten Plattensteuereinheit 8890, die unter dein Namen Sybercache von früherbekannt ist, umfaßt 72 MB. Die Leistungsfähigkeit soll nach Angaben von StorageTek noch durch neue Speicherbefehle verbessert worden sein. Die neuen Steuereinheiten nutzen die 256-KB-Technik und sollen künftig wahlweise mit Kapazitäten zwischen 1,5 und 72 MB verfügbar sein. Ferner soll noch in diesem Jahr ein Impact-Drucker mit einer Schreibgeschwindigkeit von maximal 3000 Zeilen pro Minute vorgestellt werden.