IPOs: Artstor AG

Storage-Spezialist zielt mit Lösungen auf den Mittelstand

16.06.2000
HAMBURG - Als erster Speicheranbieter will die Artstor AG im dritten Quartal an den Neuen Markt und mit diesem Schritt den eingeschlagenen Wachstumskurs beschleunigen. Storage-Lösungen für den Mittelstand, wie sie das Hamburger Unternehmen anbietet, sind allerdings auch für die großen US-Speicher-Hersteller ein interessantes Thema.Von Andrea Goder*

"Wir haben eine Historie", betonte Britt Wiedenhöft angesichts der Nervosität, die sich zuletzt unter wackeligen IPO-Kandidaten am Neuen Markt breit machte. 1995 legte die heute 29-jährige Vorstandschefin den Grundstein der heutigen Artstor - zunächst als Value-Added-Reseller und Systemintegrator für redundante Server-Lösungen und Direct-Attached-Storage-(DAS-) Systeme.

Heute liegt der Fokus des mittlerweile auf 53 Mitarbeiter angewachsenen Unternehmens auf zentralen Datenspeichern in heterogenen Rechnerlandschaften. Ins Portfolio der Hamburger Storage-Company gehören Lösungen für die wachstumsstarken Segmente Storage Area Networks (SAN) und Network Attached Storage (NAS). Das Angebotsspektrum reicht von der Beratung über die Fertigung und Implementierung selbst entwickelter Hard- und Software bis hin zu einschlägigen Service-Leistungen.

Wie Wiedenhöft vor Journalisten in Hamburg hervorhob, wurde das bisherige Wachstum des Unternehmens aus eigener Kraft finanziert. 1999 lag der Jahresüberschuss bei 495000 Mark - nach einem allerdings negativen Ergebnis im Vorjahr (140000 Mark), was auf einem Verlust vor Steuern in Höhe von 900000 Mark (siehe Abbildung) beruhte. Im gleichen Zeitraum steigerte der norddeutsche Speicherspezialist den Umsatz von 18,4 Millionen auf 29,8 Millionen Mark (plus 58 Prozent). Getragen wurde das Wachstum eigenen Angaben zufolge stark von den Geschäftsbereichen Storage-Systeme und Consulting, auf die in der 1999er Bilanz 26,9 Prozent des Umsatzes entfielen. Netzwerk-Clients steuerten 49,6 Prozent, das Server-Geschäft 21 Prozent und sonstige Leistungen 2,5 Prozent zu den Einnahmen bei.

Von Beginn an konzentrierten die Hanseaten ihre Aktivitäten auf den Mittelstand, der laut Wiedenhöft das Thema Storage bislang vernachlässigt hat. "Ein Teil der Unternehmen steckt immer noch in der Jahr-2000-Problematik", glaubt die Managerin. Durch Internet und E-Commerce, Groupware- und Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Applikationen werde jedoch auch im Mittelstand die Nachfrage an Storage-Lösungen stark ansteigen. "Diese Lücke wollen wir mit unseren Produkten schließen", gibt Wiedenhöft als Ziel aus.

Mit hochverfügbaren und plattformunabhängigen Speicherlösungen sehen sich die Hanseaten, die bislang 200 Kunden aus den Bereichen IT, TK, Handel und Medien zählen, als "einziger deutscher Anbieter". Eine Behauptung, die zwar für den deutschen Markt stimmen mag, allerdings die großen US-Anbieter hierzulande ignoriert. Denn schlagkräftige Player wie EMC, Network Appliant, Sun, IBM oder Compaq, um nur einige zu nennen, drängen mit NAS- und SAN-Lösungen ebenfalls in den Mittelstandsmarkt. In die Produktoffensive will Artstor ab Juli dieses Jahres mit "Netstor 1000" gehen - laut Wiedenhöft das erste auf Linux-Basis entwickelte NAS-System.

Im Unterschied zu den finanzstarken US-Wettbewerbern zeigt das Hamburger Unternehmen noch in keinem Auslandsmarkt Präsenz. Die für die Expansion erforderlichen finanziellen Mittel will sich der IPO-Kandidat im dritten Quartal am Neuen Markt in Frankfurt holen. Einen zusätzlichen Schub soll das Wachstum durch Akquisitionen erhalten.

Potenzial, um die Steigerungsraten der vergangenen Jahre fortzusetzen, ist im Markt für Speicherlösungen ausreichend vorhanden. Analysten von IDC erwarten in den nächsten Jahren im weltweiten Storage-Markt ein durchschnittliches Wachstum von 60 Prozent. Am stärksten von dieser Entwicklung soll der SAN-Bereich profitieren, dessen Volumen die Marktforscher im Jahr 2002 auf weltweit 11,4 Milliarden Dollar schätzen.

Ohne konkrete Zahlen zu nennen, rechnet auch Wiedenhöft im laufenden Geschäftsjahr mit einem "deutlich zweistelligen Umsatzplus" und einem positiven Ergebnis. "Ich denke nicht, dass wir rote Zahlen schreiben werden", erklärte die Firmenchefin, die derzeit noch 92 Prozent am Unternehmen hält.

*Andrea Goder ist freie Journalistin in München.

Abb: Tendenz steigend: Keinen Hype, aber ein solides Wachstum zeichnet die Umsatzentwicklung von Artstor aus. Quelle: Artstor