Über Geld und Konsequenzen redet heute keiner mehr:

Stillschweigen um IBM-Forderung an ICS

20.09.1985

MÜNCHEN (ru) - Ungeklärt ist bis heute, ob das Düsseldorfer Leasingunternehmen ICS GmbH die dem Vernehmen nach zweistellige Millionenforderung der IBM für sogenannte Forschungsrabatte beglichen hat. Beide Unternehmen geben zu diesem Thema keine Erklärungen ab.

Die deutsche Tochter der schwedischen Gesellschaft war im November vergangenen Jahres im Zusammenhang mit dem "Rabattskandal" in die Schlagzeilen geraten (siehe CW Nr. 49 v. 30. 11. 1984). Das Unternehmen hatte nach Darstellung von Insidern mit Preisnachlässen für Universitäten und Forschungseinrichtungen bestimmte IBM-Großrechner an kommerzielle Anwender verkauft. Den in diesem Fall zurückzuzahlenden Rabatt für Lehre und Forschung behielt ICS offensichtlich ein und schöpfte daraus, so ein Mitbewerber, "marktunüblich hohe Gewinne".

Offiziell hat die Stuttgarter Big-Blue-Tochter nie eine Nachforderung an ICS bestätigt. Gutunterrichtete Kreise wollen jedoch von 20 und mehr Millionen Mark wissen, die IBM den Erfindern des Schweden-Leasing in Rechnung gestellt hat. Als der Skandal Ende vergangenen Jahres an die Öffentlichkeit kam, bestätigte IBM allerdings, mit zwei Leasinggesellschaften über die Hochschulrabatte zu reden und diese mit Nachdruck auf die Einhaltung der Verträge verpflichten zu wollen.

Außer der rheinischen ICS-Dependance hatte sich auch die Hamburger ICC GmbH an dem Hochschulrechner-Monopoly beteiligt. Zwei Computer hatte das Unternehmen nach Aussage ihres geschäftsführenden Gesellschafters Ulrich Schröder nach bekanntgewordenem Muster verkauft. Vor wenigen Tagen erklärte der ICC-Boß: "Für uns ist die Sache erledigt. Wir haben das Geld an IBM zurückgezahlt." Wieviel die Hanseaten aber an IBM überwiesen, ist nicht bekannt.

Nach wie vor aber ist ungeklärt, ob ICS eine Rabattnachforderung von IBM erhalten habe, wie hoch diese ist und welcher Zahlungsmodus vereinbart wurde. Insider vermuten, daß "bislang noch nicht eine Mark geflossen ist". Vielmehr hätte man sich intern geeinigt, und IBM hoffe, daß im Laufe der Zelt Gras über die Sache wachsen werde. In der Deutschland-Zentrale des Marktführers ist nur ein entschiedenes "Kein Kommentar" zu hören.

Ungehalten und wortkarg reagierte Göran Garwner, Chef der ICS in Schweden, auf die Frage nach IBM/ ICS-Vereinbarungen: "Eine Nachforderung von 20 Millionen Mark ist viel zu hoch - fragen Sie doch die IBM." Noch immer dächten viele Kunden, ICS hätte etwas falsch gemacht, doch dies sei nicht so. Garwner abschließend: "Zwischen ICS und IBM gibt es keine Probleme."