Zehn Jahre Rechenzentrum Uni Ulm:

Stiefkind des Staatssäckls

25.02.1977

ULM - "Wir sind ein ungewolltes Kind der Uni", beklagte sich der Leiter des Universitätsrechenzentrums Dipl.-Mathematiker Theo Hansen auf einer Pressekonferenz über mangelnde Anerkennung und finanzielle Unterstützung durch die Univerwaltung und die Landesregierung. Das zehnjährige Bestehen der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Hochschule in Ulm hatten er und seine Kollegin von der Universitätsbibliothek Dr. Rehm zum Anlaß genommen, über Aufbaustand, Aufgaben und Probleme beider Einrichtungen zu berichten. "Zwar freuen sich die Eltern nach und nach an unserem Wachstum - dennoch müssen wir froh sein, durch die großzügige Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unabhängig vom Landesund Unihaushalt wirtschaften zu können",- kritisierte Hansen- die "Sparpolitik" des Landes Baden-Württemberg. So wäre nach seiner Meinung die Ausstattung des Uni-RZ mit der Rechenanlage Telefunken TR440 und dem Klarschriftlesesystem Control Data SC 1700/CD 955 ohne die DFG-Fördergelder - insgesamt 12 Millionen Mark - unmöglich gewesen. Aber auch kleinere Beträge sind für den Uni-RZ-Leiter nicht leicht zu beschaffen: "Wenn ich irgend etwas fürs RZ anschaffen will, muß ich die Mittel dazu zwei Jahre vorher beantragen", beklagt Hansen den schwerfälligen Beschaffungsvorgang, lobt aber gleichzeitig das unbürokratische Bewilligungsverfahren der DFG: "Beim DFG dauert die Bearbeitung eines Förderungsantrages höchstens ein halbes Jahr - bei der ersten Rechenanlage 1971 (Telefunken TR 4) waren sogar alle Entscheidungen innerhalb von acht Tagen gefallen. "Auch jetzt hat er wieder Schwierigkeiten bei den Behörden: Der augenblickliche Standort seines Rechenzentrums - zirka 10 Kilometer von den Unihauptgebäuden entfernt - erschwere, so Hansen, "die Wahrnehmung der Dienstleistungsaufgaben erheblich und ist in jeder Hinsicht unwirtschaftlich. Darüber hinaus treten zusätzliche Datenübertragungs- und Gerätekosten in Höhe von 70 000 Mark monatlich auf." uk