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Steve und seine neue iMacs

22.02.2001
"Psychedelisch" ist noch das netteste Wort, das einem angesichts der heute Nacht in Tokio vorgestellten neuen iMacs einfällt. Auch sonst hinterlassen Apples Neuheiten einen zwiespältigen Eindruck.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele der Spekulationen im Vorfeld der Macworld Expo in Tokio haben sich heute Nacht in Luft aufgelöst: Apple-Chef Steve Jobs zauberte weder iMacs mit größerem oder gar ohne Bildschirm noch mit G4-Prozessor oder "Superdrive" aus dem Hut. Auch eine Rückkehr ins seit dem "Newton"-Exitus brach liegende Handheldgeschäft findet nicht statt.

Statt dessen präsentierte Jobs neue iMacs in neuen Farben oder besser psychedelischen Mustern, an denen sich die Geister scheiden. "Flower Power" und "Blue Dalmatian" sind optisch einfach viel dominanter als die bisherigen Transparenzfarben, von denen glücklicherweise Indigo und Graphit überleben. Wir sind wirklich gespannt, wie sich diese neuen Kreationen (hat da noch iMac-Designer Jonathan Ives mitgewirkt?) verkaufen werden.

Technisch gab es das erwartete Upgrade: Die G3-Prozessoren der neuen Kompaktrechner takten mit 400 bis 600 Megahertz (bislang war bei 500 Megahertz das Ende der iMac-Fahnenstange erreicht), dazu gibt es größere Festplatten. Die bisherigen CD- und DVD-ROM-Laufwerke mussten bis auf das Einstiegsmodell einem CD-Brenner weichen. Dieser kann allerdings keine DVDs mehr abspielen, so dass kein einziger der neuen iMacs mehr diese von Apple noch auf der Januar-Macworld in San Franzisko in den Himmel gelobte Technik unterstützt. Für die Zukunft ist allerdings Abhilfe in Sicht.

Die neuen Modelle im Detail:

G3 400 Megahertz, 64 MB RAM (reicht nicht für Mac OS X!), 10-GB-Festplatte, CD-ROM-Laufwerk, Farbe: nur "Indigo", Preis 2499 Mark und damit deutlich unter der "Consumer-Grenze" von 2000 Mark;

G3 500 Megahertz, 64 MB RAM (s.o.), 20-GB-Platte, CD-RW-Laufwerk, Farben: Indigo, "Flower Power", "Blue Dalmatian", Preis 2999 Mark, sowie

G3 600 Megahertz, 128 MB RAM, 40-GB-Festplatte, neue Grafikkarte "Rage 128 Ultra" mit 16 MB Bildspeicher, CD-RW, Farben: Flower Power, Blue Dalmatian und das gute alte "Graphit", Preis 3799 Mark.

Damit man mit den CD-RW-Drives auch etwas anfangen kann, hat Apple bereits im Januar seine universelle Musiksoftware "iTunes" vorgestellt. Für diese gab es gestern ein Update auf die Version 1.1, die (dank technischer Schützenhilfe des Adaptec-Spinoffs Roxio) nun auch eine Vielzahl externer Brenner unterstützt.

Die deutsche Version 1.0 steht auf der Apple-Site noch immer nicht zum Download bereit. Und die neue US-Version 1.1 lässt sich nicht einmal mehr mit List und Tücke auf einem deutschen System installieren. Grund: Statt des hauseigenen Installationsprogramms, bei dem man Dateien mittels des Hilfsprogramms "Tome Viewer" manuell extrahieren und einspielen konnte, verwendet der Hersteller diesmal den "Vise"-Installer von Mindvision. Deutsche Mac-Nutzer müssen sich also vorerst mit der veralteten US-Version von iTunes bescheiden (falls sie diese rechtzeitig heruntergeladen haben, versteht sich).

Der schicke Ladenhüter "Power Mac G4 Cube" ist ab sofort um einiges billiger und damit attraktiver. Die 450-Megahertz-Ausführung kostet in den USA noch 1300 Dollar (Deutschland: 3299 Mark), außerdem gibt es auch hier ein neues Modell mit CD-RW-Laufwerk. Gleich um 1000 Dollar gesenkt hat Apple den Preis für seinen 22-Zoll-Flachbildschirm "Cinema Display", das hierzulande nun für knapp 8000 Mark zu haben ist.

Eine kleine Überraschung gab es dann aber doch noch: Nvidias kommender Grafikchip "Geforce 3" (57 Millionen Transistoren, Rechenleistung 76 Gflops) wird zuerst auf Apple-Rechner verfügbar sein. Eine entsprechende Karte können Spielefreaks ab Ende März im Apple Store als BTO-Option für die G4-Desktops auswählen - 600 Dollar sind allerdings nicht ganz billig für das ultimative Grafikvergnügen.