Auszeit bis Juni

Steve Jobs ist doch ernsthafter erkrankt

15.01.2009
Apple-Chef Steve Jobs ist ernsthafter krank als bisher bekannt: Der 53-Jährige nimmt zur Behandlung eine mehrmonatige Auszeit von der Konzernspitze des Computerbauers.
Muss eine Auszeit nehmen: Steve Jobs (offizielles Pressebild)
Muss eine Auszeit nehmen: Steve Jobs (offizielles Pressebild)
Foto: Apple

Er werde bis Ende Juni nicht im Amt sein, gab Jobs am Mittwoch überraschend in einer E-Mail an die Mitarbeiter (siehe Kasten) bekannt. Seine Aufgaben übernehme solange der für das laufende Geschäft verantwortliche Chief Operating Officer (COO) Tim Cook.

Seine gesundheitlichen Probleme seien "komplexer als ursprünglich gedacht", schrieb Jobs in der von Apple nach US-Börsenschluss veröffentlichten Mitteilung. Die Apple-Aktie fiel vorbörslich um mehr als sieben Prozent. In einer ersten Reaktion waren die Kursverluste noch deutlicher gewesen..

Steves E-Mail im Wortlaut

Es folgt der Originaltext der E-Mail, mit der sich Apple-Chef Steve Jobs bis zum Sommer von seinen Mitarbeitern verabschiedet hat:

Team,

I am sure all of you saw my letter last week sharing something very personal with the Apple community. Unfortunately, the curiosity over my personal health continues to be a distraction not only for me and my family, but everyone else at Apple as well. In addition, during the past week I have learned that my health-related issues are more complex than I originally thought.

In order to take myself out of the limelight and focus on my health, and to allow everyone at Apple to focus on delivering extraordinary products, I have decided to take a medical leave of absence until the end of June.

I have asked Tim Cook to be responsible for Apple’s day to day operations, and I know he and the rest of the executive management team will do a great job. As CEO, I plan to remain involved in major strategic decisions while I am out. Our board of directors fully supports this plan.

I look forward to seeing all of you this summer.

Steve

Jobs gilt wie kaum ein anderer US-Manager als Motor und Garant des Erfolgs seines Konzerns. Apples Siegeszug in den vergangenen Jahren mit Produkten wie dem Musikplayer iPod und dem iPhone-Handy wird zu einem Großteil Jobs zugeschrieben. Er werde auch während der Auszeit an wichtigen strategischen Entscheidungen beteiligt bleiben, betonte der charismatische Konzernlenker.

Erst in der vergangenen Woche war Jobs in einem offenen Brief Gerüchten über schwere gesundheitliche Probleme entgegengetreten. Sein deutlicher Gewichtsverlust in den vergangenen Monaten gehe auf eine Hormonstörung zurück, die sich relativ einfach behandeln lasse, sagte der Apple-Mitgründer damals.

Vor gut vier Jahren war der Manager an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, hatte sich danach aber wieder vollständig erholen können. Die nun angekündigte Auszeit heizte umgehend Spekulationen über eine neue ernsthafte Krankheit an.

Das "Wall Street Journal" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen, Jobs habe keinen Krebs. Die Behandlung der hormonellen Störung nehme nur mehr Zeit als gedacht in Anspruch. Nach bisherigen Informationen ist das Problem, dass Jobs' Körper schlechter Proteine aufnehmen kann und er dadurch an Gewicht verliert.

Jobs will nach eigenen Angaben während seiner medizinischen Behandlung in den nächsten Monaten in wesentliche strategische Fragen des Unternehmen eingebunden bleiben. Der Verwaltungsrat des Konzerns unterstütze dies uneingeschränkt. Cook, der seit 1998 bei Apple ist, gilt neben Jobs als eine der zentralen Figuren hinter dem geschäftlichen Erfolg von Apple in den vergangenen Jahren. Er hatte Jobs bereits während dessen Krebsbehandlung 2004 vertreten.

Neben Cook dürften auch der Marketing-Chef Phil Schiller sowie der für Design und Produktion zuständige Jonathan Ive in den kommenden Monaten die von Jobs hinterlassene Lücke ausfüllen.

Jobs schrieb, das öffentliche Interesse an seinem Gesundheitszustand sei nicht nur für ihn und seine Familie, sondern für Apple insgesamt belastend. Details zu seiner Erkrankung gab er nicht bekannt.

Die immer wieder aufkeimenden Spekulationen um Jobs' Gesundheit hatten den Kurs der Apple-Aktie in den vergangenen Monaten immer wieder stark belastet. Sie lösten zudem eine Diskussion aus, ob Apple die Aktionäre angemessen über die Lage informiert. Vergangene Woche hatte bereits Vice President Phil Schiller zur großen Enttäuschung vieler Apple-Fans den Unternehmenschef auf der Messe Macworld Expo in San Francisco vertreten. (dpa/tc)