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Thema des Tages

Steve Jobs enthüllt feierlich das "iBook"

22.07.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Gestern nachmittag eröffnete der Apple-Gründer und weiterhin auf die Bezeichnung "iCEO" (für Interim Chief Executive Officer) pochende Steve Jobs mit seiner Keynote-Ansprache die Sommerhausmesse Macworld Expo in New York. Höhepunkt der Veranstaltung war die seit langem erwartete offizielle Ankündigung des neuen Consumer-Portables.

Zuvor allerdings mußte die gespannt wartende Zuhörerschaft eine ganze Reihe weiterer Ankündigungen über sich ergehen lassen. Nach einem kurzen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Herstellers (CW Infonet berichtete) stand zunächst die hauseigene plattformübergreifende Multimedia-Technik "Quicktime" im Rampenlicht. Neben deren bekannt guten Qualitäten bei der Wiedergabe von Video standen diesmal die in der Version 4 hinzugekommenen Streaming-Möglichkeiten im Vordergrund. Im Rahmen der Initiative "Quick Time TV" hat sich Apple vor allem bemüht, die Qualität von Übertragung und Inhalten zu verbessern.

Eine stets möglichst optimale Bandbreite soll durch eine mit dem Spezialanbieter Akamai geschlossene Kooperation sichergestellt werden. Dieser verfügt über einen eigenen IP-Backbone und ein globales Netz von Caching-Servern, die eingestellte Inhalte möglichst nah beim Endempfänger vorhalten und damit die Engpässe des weltumspannenden Internet weitestgehend ausschalten. Auf der Content-Seite hat sich ebenfalls einiges getan. Von "ABC News" über Disney und "Rolling Stone" bis hin zum MTV-Ableger "VH1" sind eine ganze Reihe illustrer Anbieter hinzugekommen, die ihre Inhalte teilweise 24 Stunden täglich über Quicktime 4 verbreiten.

Danach gab es einige Ausblicke in die Macintosh-Software der Zukunft. Zunächst wurde das verbesserte Suchprogramm "Sherlock 2", eine von rund 50 neuen Bestandteilen des für Oktober avisierten "Mac-OS 9" (Codename: "Sonata") vorgeführt. Die ins System integrierte Metasuchmaschine erlaubt künftig die Voreinstellung individueller Suchsets für bestimmte Sucharten. Beispielsweise kann ein Anwender für Nachrichten die Sites von Tageszeitungen, für den Online-Einkauf die von E-Commerce-Anbietern und für die E-Mail-Suche unterschiedliche LDAP-Verzeichnisse vorwählen, die dann je nach Bedarf durchforstet werden. Mac-OS 9 (könnte eigentlich auch 8.7 heißen) wird im Gegensatz zum letzten Systemupdate kostenpflichtig werden, der US-Preis liegt bei 99 Dollar.

Nach einem kurzen, aber eindrucksvollen Blick auf das für das kommende Frühjahr angekündigte und auf Apples neuer "Open-GL"-Implementierung aufsetzende Actionspiel "Halo" von Bungie und einer kurzen Demonstration der von IBM noch für 1999 angekündigten Mac-OS-Portierung der bekannten Spracherkennungssoftware "Viavoice" (soll zunächst nur auf Englisch erscheinen) ging es dann endlich zur Sache. Steve Jobs enthüllte unter ehrfürchtigen "Ahs" und "Ohs" aus dem Publikum den neuen Consumer-Portable "iBook", das tragbare Pendant des Designer-Desktops "iMac" (für den übrigens entgegen Spekulationen im Vorfeld der Veranstaltung kein Update mit schnellerer CPU oder größerem Bildschirm angekündigt wurde).

Das Design des in blau und orange erhältlichen iBook lehnt sich in der Tat stark an das seines Desktop-Kollegen an. Die technischen Daten des Geräts in Kürze:

Power-PC-G3-Prozessor mit 300 Megahertz

32 MB Arbeitsspeicher

TFT-Display mit 12,1 Zoll Diagonale

"Rage-Mobility"-Grafikbeschleuniger von ATI mit 4 MB Videospeicher

vollwertige Tastatur mit Trackpad

Festplatte mit 3,6 GB Kapazität

internes 24fach-CD-ROM-Laufwerk

integriertes 56-Kbit/s-Modem

integrierter 10/100BaseT-Ethernet-Adapter

USB-Schnittstelle

vorbereitet für drahtlosen Internet-Zugang

sechs Stunden Akkubetriebszeit

ausklappbarer Tragegriff

US-Preis knapp 1600 Dollar; hierzulande vermutlich unter 3800 Mark

Das iBook soll ab September verfügbar sein. Interessenten können das Gerät bereits ab sofort über den "Applestore" sowie über den Fachhandel ordern.

Als wirklich nettes Zubehör hat Apple zudem noch in Kooperation mit Lucent Technologies die drahtlose Heimnetzwerk-Lösung "Airport" entwickelt. Das Gerät stellt im Prinzip einen "Internet-Verteiler" dar, über den mehrere in einem Haushalt verteilte Rechner auf einen zentralen Internet-Anschluß (via Modem, Kabel- oder DSL-Modem oder LAN) zugreifen können. Die Daten werden per Funk übertragen, dabei kommt der Standard IEEE 802.11 zum Einsatz, der eine Transferrate von elf Mbit/s gestattet. Die Airport-Basisstation kostet knapp 300, die für den Empfang im Rechner nötige korrespondierende Einsteckkarte knapp 100 Dollar.