Steuerreform in den USA begünstigt Großunternehmen:Schlechte Chansen für Venture-Finanzierung

30.05.1986

WASHINGTON (CWN) - Einen Sieger hat die sich dahinschleppende Steuerreform in den USA bereits gezeigt: Die Computerindustrie profitiert von der Lethargie des Kongreß, der sich jetzt möglicherweise noch zu Steuersenkungen für Großunternehmen und zur Beibehaltung des 25prozentigen Abgabenbonus bei Forschungs- und Entwicklungsaktiväten (F&E) hinreißen lassen wird.

Die kleinen DV-Betriebe, die auf Venture-capital bauen, gingen indes als Verlierer aus dem Rennen, würde sich der Finanzausschuß des Senats mit seinem Vorschlag durchsetzen, die Kapitalbeschaffung künftig mit 27 anstatt wie gegenwärtig mit 20 Prozent zu besteuern. Von diesem Schlag dürften sich kleine Unternehmen nur schwerlich erholen.

Der Washingtoner Finanzausschuß preschte gerade noch rechtzeitig vor, um die Steuerreform vor dem Verschwinden in tiefer Versenkung zu retten. Mit Steuersenkungen von 33 auf 46 Prozent für die "Großen" und der Verlängerung des F&E-Bonus für weitere vier Jahre unterbreitete der Kongreß der Großindustrie ein großzügiges Geschenk. So bedankte sich denn auch sogleich Ted A. Heydinger, Vice-President der Computer and Business Equipment Manufacturers Association (CBEMA), bei den Politikern mit den überschwenglichen Worten, es sei ein "bedeutender Schritt in die Zukunft der Hochtechnologie" vollzogen worden.

Als nächste Hürde muß der Reformvorschlag den Senat passieren und anschließend einer Debatte zwischen Senatoren und Mitgliedern des Repräsentantenhauses standhalten, wobei mit energischen Meinungsverschiedenheiten zu rechnen ist.

Die Industrie unterstützt die Senatsvorlage, auch wenn sie einer permanenten F&E-Vergünstigung den Vorzug gegeben hätte. Ginge es nach dem Repräsentantenhaus, so würde dieser Bonus nur drei Jahre lang und nur mit 20 Prozent gewährt. Großunternehmen müßten sich dann mit Steuersenkungen auf 36 Prozent begnügen. Sowohl Senat als auch Repräsentantenhaus lehnten die zehnprozentige Investitionsprämie ab, da dadurch lediglich eine Kostenumverteilung erreicht würde.

Für die Durchsetzung der F&E-Vergünstigung hatte sich auch die Coalition for the Advancement of Industrial Technology, ein Zusammenschluß von Computerfirmen und Universitäten, starkgemacht. Die Ablehnung dieser indirekten Subvention brächte unweigerlich wettbewerbspolitische Nachteile, befürchteten sie. Außerdem räume Japan schließlich schon seit 1966 für derartige Vorhaben Steuervorzüge ein, fügte ein Sprecher der Organisation bekräftigend hinzu.