Entwicklungs-Tools wecken Begehrlichkeiten

Sterling erwirbt die marode CASE-Tool-Firma Cayenne

04.09.1998

3,4 Millionen Dollar zahlt Sterling sofort an die Inhaber von Vorzugsaktien. Der Rest kann sich auf fünf Millionen Dollar verringern, wenn Cayenne einer Zwischenfinanzierung zustimmt und zugleich den Wert seiner Aktien senkt.

Cayenne ist im Jahr 1996 aus einer Fusion von Cadre Technologies Inc. und der Bachman Information Systems Inc. hervorgegangen. Seine objektorientierten Modellierungs- und Design-Tools spielen in der oberen Liga dieser Entwicklungswerkzeuge mit. Vor der Verschmelzung verdienten die Unternehmen zusammen etwa 70 Millionen Dollar pro Jahr. 1996 nahm Cayenne noch 57, 6 Millionen Dollar ein; 1997 brachte es der Hersteller aus Bedford, Massachusetts, nur noch auf 49,6 Millionen Dollar Umsatz. Allerdings schrumpften nicht nur die Erträge, sondern auch die Verluste. Während Cayenne 1996 noch mit 12,9 Millionen Dollar Defizit abschloß, waren es 1997 nur noch 3,2 Millionen Dollar.

Cayenne-Unternehmenssprecher Michael Jannery benennt für das zweite Quartal dieses Jahres einen Verlust von 1,98 Millionen bei 8,6 Millionen Dollar Umsatz. Aufgrund der anhaltenden Verluste, so räumt er ein, könne die Übernahme durch Sterling durchaus als Rettungsaktion verstanden werden. Was mit den 270 Beschäftigten des aufgekauften Unternehmens passiert, ist allerdings noch unklar. In den vergangenen Jahren hatte Cayenne bereits 80 seiner Mitarbeiter entlassen müssen. Ungeklärt bleibt auch, ob und wie die Produkte beider Unternehmen integriert werden. "Es sind noch eine Reihe von Fragen offen, bis wir die Strategie festgelegt haben", sagt Jannery. Seine Kollegin bei Sterling, Cindy Foor, merkt allerdings an, daß es in den Produktlinien beider Unternehmen keine allzu großen Überschneidungen gebe, sie sich vielmehr ergänzen könnten.

Sterling ist rettungs- und akquisitionserprobt. Erst im Juni dieses Jahres kam die Synon Corp. an die Reihe. Die Firma war ins Schwimmen geraten, als sie vor einem Jahr an die Börse ging. Sterling zahlte im Aktientausch noch rund 79 Millionen Dollar dafür.