Der Boom des Jahres 2000 ist schon Geschichte

Stellenangebote gehen zurück

22.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Abwärtstrend im IT-Stellenmarkt hat sich in den vergangenen beiden Monaten noch verstärkt. Um knapp 14 Prozent ist die Zahl der Jobangebote in den ersten fünf Monaten im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Die Zeiten des grenzenlosen Personalwachstums scheinen für viele Firmen, nicht nur der New Economy, zunächst einmal vorbei zu sein. Dies belegt die Analyse des Marktforschungsunternehmens EMC/Adecco, das die Stellenmärkte von 40 Tageszeitungen und der CW untersucht. Demnach wurden von Januar bis Mai insgesamt 41 202 offene Stellen ausgeschrieben, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 47960. Drastisch ist der Rückgang bei den IT-Beratungshäusern, wo knapp 5000 Stellen weniger für IT-Profis frei sind. Einen Einschnitt gibt es auch in der TK-Branche. Hatten sich dort im vergangenen Jahr die Stellenangebote noch verdoppelt, rudern die Unternehmen knapp ein Jahr nach der UMTS-Auktion zurück: Statt 5254 gibt es nur noch 3476 Offerten.

Während auch in vielen anderen Branchen wie etwa der Finanzdienstleistung die Zahl der Angebote sank, ist die Nachfrage nach IT-Profis für Maschinenbaufirmen von 1690 auf 1963 gestiegen. Dementsprechend sind auch Maschinenbau- und Elektroingenieure verstärkt gefragt, während es für Informatiker knapp 3000 Offerten weniger gab als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Allerdings spielt sich dieser Rückgang auf sehr hohem Niveau ab, so dass die Informatiker immer noch unter 11 367 Angeboten die Wahl haben.

Ein Blick auf die einzelnen IT-Berufe zeigt, dass die Nachfrage nach Anwendungsentwicklern, die im vergangenen Jahr noch am höchsten war, mittlerweile am stärksten nachgelassen hat (2000: 13 988 Stellen; 2001: 9398 Stellen). Auch Datenbank- und Netzwerkspezialisten sowie Systemingenieure mussten sich mit der Hälfte der Angebote begnügen. Weniger gefragt sind auch Systemadministratoren. Eine Halbierung der Jobs gab es indessen auch bei nichttechnischen Funktionen: Statt 7212 wurden nur noch 4961 Stellen im IT-Vertrieb angeboten.

Wenig Jobs im OstenGegen den allgemeinen Abwärtstrend stemmen sich die CAD/CAM-Spezialisten, für die es knapp 700 Jobs mehr gab, und der Krise der Dotcoms zum Trotz die Internet-Profis: Neben Web-Programmierern sind vor allem E-Commerce- und Data-Warehouse-Spezialisten gesucht. Die besten Jobchancen haben IT-Profis zur Zeit in Nordrhein-Westfalen (8142 Angebote), dicht gefolgt von Bayern (8088). Eine große Auswahl haben auch noch Hessen mit der Bankenmetropole Frankfurt am Main und Hamburg zu bieten. Nach wie vor verhalten ist die Nachfrage dagegen in den neuen Bundesländern: Trotz der Hauptstadt Berlin, die viele Startups anlockte, wurden dort mit 5148 Angeboten weniger Jobs offeriert als etwa in Baden-Württemberg (6191).

Abb: Gebremste Nachfrage nach IT-Profis

Während die Nachfrage nach klassischen IT-Experten wie Anwendungsentwicklern sinkt, sind Internet-Profis nach wie vor gesucht. Quelle: EMC/Adecco