Mannheimer Seminar wird zum Wallfahrtsort der Szene:

Stelldichein der Supercomputer-Druiden

30.06.1989

MANNHEIM (ch) - Zum vierten Mal fand vom 8. bis 11. Juni das mittlerweile zum Mekka der deutschen Number-Crunching-Szene gewordene Mannheimer Supercomputer-Seminar statt. Neben Produkt-Neuigkeiten standen auch theoretische Themen auf dem Programm.

Das plötzliche Ausscheiden von ETA Systems wurde von den Teilnehmern durchweg in bedauerndem Ton kommentiert, galt das Unternehmen doch als Anbieter einer gelungenen Architektur. In die Lücke traten mit Hitachi und NEC zwei japanische Hersteller. Die beiden gaben Einzelheiten ihrer demnächst, das heißt in etwa einem Jahr, verfügbaren Superrechner bekannt. Auch Cray und Fujitsu/Siemens ließen sich ein wenig über die Schulter blikken. Der produktorientierte Teil wurde abgerundet durch Firmenpräsentationen aus dem Minisuper-Bereich, wobei Lösungen aus dem Grafiksektor dominierten.

Das Spektrum der eher theoretischen Themen reichte von der "Entmystifizierung des Gesetzes von John Gustafson" (einer spezielleren Fassung des Amdahlschen Gesetzes unter bestimmten praktischen Voraussetzungen) bis zu einem Streitgespräch zum Thema "Parallelrechner gegen Vektorprozessor". Diese Diskussion zwischen Ulrich Trottenberg von Suprenum und Willi Schönauer von der Universität Karlsruhe betrachteten viele der rund 150 Teilnehmer als Höhepunkt des Seminars.