Steigt Apple in das Geschäft mit Musikvideos ein?

19.07.2005
Vermutlich kommt demnächst ein videofähiger "iPod" heraus.

Der Hersteller aus Cupertino habe kürzlich mit großen Plattenfirmen über die Lizenzierung von deren Musikvideos für den Verkauf im iTunes Music Store verhandelt, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Dabei könnte es sich aus Sicht des Wirtschaftsblatts um die Ouvertüre zu einem videofähigen iPod-Player handeln - ein solches Gerät erwartet die Branche schon länger, und Apple soll auch Medien-Managern verschiedentlich angedeutet haben, es könne im September dieses Jahres auf den Markt kommen. Firmensprecherin Natalie Kerris lehnte wie üblich eine Stellungnahme zu "Gerüchten und Spekulationen" ab.

Musik-Labels im Boot?

Dem Wirtschaftsblatt zufolge hat Apple mit Warner Music, EMI Group, Universal Music Group (Vivendi Universal) sowie Sony BMG (Sony, Bertelsmann) über den möglichen Online-Verkauf von Musikvideos verhandelt. Diese könnten bereits im September ins iTunes-Programm aufgenommen und für 1,99 Dollar angeboten werden - mit einem möglichen Rabatt, wenn der Käufer auch den zugehörigen Song mit erwirbt.

Apple soll auch mit TV-produzierenden Medienfirmen über die Lizenzierung von Fernsehsendungen gesprochen haben. Hier ist die Lage allerdings weitaus komplexer als bei Musikvideos, entsprechende Inhalte sind deswegen wahrscheinlich erst viel später über das Internet zu haben.

Einen Video-iPod jedenfalls halten Branchenkenner für unvermeidlich - nicht zuletzt aufgrund Apples Stärke im Video-Softwaremarkt mit unter anderem "Quicktime" und "Final Cut Pro". Apple hatte erst kürzlich von einer Broadcom-Tochter einen Chip in Lizenz genommen, der für die Wiedergabe von Video auf portablen Endgeräten taugt. Durch die Erweiterung um Videofähigkeiten könnte Apple die Popularität der iPod-Familie aufrechterhalten, die mit mehr als 90 Prozent Marktanteil das Segment für Player mit integrierter Festplatte dominiert.

Die Mobilfunker lauern

Konkurrenz droht hier wahrscheinlich am ehesten durch Mobiltelefone - die Netzbetreiber können es jedenfalls kaum erwarten, ihren Kunden Musik und Bewegtbilder zu übertragen, um endlich die dringend benötigen Umsatzströme für GPRS und UMTS zu schaffen.

Steve Jobs hatte in der Vergangenheit allerdings des Öfteren die Ansicht vertreten, dass es wenig sinnvoll sei, sich Spielfilme auf kleinen Displays anzuschauen. Portable Musik-Player mit "nur" Flash-Speicher schmähte der Apple-Chef aber auch, bis seine eigene Firma den "iPod shuffle" herausbrachte. Und natürlich gibt es jede Menge kürzeres Videomaterial.

Im Nebenberuf ist Jobs auch noch Chef der Pixar Animation Studios, die Blockbuster wie "Finding Nemo" oder "The Incredibles" produziert haben. Auf die Frage nach neuen Distributionswegen über das Kino und die DVD hinaus sagte Jobs im Mai in einer Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten: "Bislang gibt es noch kein wirklich erfolgreiches portables Videogerät außer denen, die herkömmliche DVDs abspielen, und daran partizipieren wir durch unsere DVD-Verkäufe. Aber wer weiß, was als nächstes kommt?" (tc)