Stühlerücken bei Oracle

Stefanie Kemp wird Chefin von Oracle Deutschland

03.06.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Oracle ernennt überraschend Stefanie Kemp zum neuen Country Leader in Deutschland. Berichten wird die Managerin an Ex-Deutschland-Chef Frank Obermeier, der künftig die Region Northern Europe leitet und das Oracle-Urgestein Jürgen Kunz ablöst.

Nach monatelanger Suche hat Oracle eine neue Deutschland-Chefin gefunden. Stefanie Kemp wurde zum Country Leader und Head of Technology Sales für Deutschland ernannt und tritt ihre neue Position ab sofort an. Kemp folgt auf Kenneth Johansen, der im September 2019 seinen Posten als Deutschland-Chef verloren hatte. Johansen hatte sich hierzulande gerade einmal gute zwei Jahre gehalten und war auf die CEO-Position in Japan gewechselt. Auch sein Vorgänger Frank Obermeier war nur wenig länger Country Leader von Oracle hierzulande. Interessanterweise hatte sich auch Obermeier im Sommer 2017 zunächst in Richtung Japan verabschiedet. Interimsmäßig leitete zuletzt das Oracle-Urgestein Jürgen Kunz die hiesigen Geschäfte.

Stefanie Kemp wird ab sofort die Geschäfte von Oracle in Deutschland leiten.
Stefanie Kemp wird ab sofort die Geschäfte von Oracle in Deutschland leiten.
Foto: Oracle

Für Kemp sind es offenbar bewegte Zeiten. Eigentlich hatte die Managerin zum 1. März die neu geschaffene Position des Executive Vice President & Head of Development bei der Easy Software AG übernommen. Sie sollte dort ein 100-köpfiges Entwicklungsteam leiten und direkt an den CEO Dieter Weißhaar berichten. Der Posten bei Oracle schien für Kemp offenbar attraktiver zu sein.

Bei Easy Software gab es zudem zuletzt einige Unruhen. Am 21. März war Weißhaar durch den Aufsichtsrat abberufen worden. Ende Mai klagte der Ex Vorstandsvorsitzende vor dem Landgericht Duisburg gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Er forderte von dem Softwarehersteller aus Mülheim an der Ruhr Gehaltsnachzahlungen sowie eine Abfindung von mehr als einer Million Euro. Diese Turbulenzen könnten in Zusammenhang mit dem schnellen Abschied Kemps bei Easy stehen.

Lesen Sie mehr zum Thema Oracle:

Bei Oracle verweist man in einem kurzen Statement zur Berufung Kemps auf deren über 30 Jahre Berufserfahrung. Die Managerin hatte zahlreiche Management-Positionen bei namhaften Unternehmen inne. Vor ihrem kurzen Zwischenspiel bei Easy Software verantwortete sie als Group Director Innovation & Transformation den Bereich Innovation bei der Lowell-Gruppe, einem Dienstleister für Forderungsmanagement.

Von November 2006 bis Ende 2012 war Kemp Group Information Officer beim Haushaltsgerätehersteller Vorwerk & Co. KG in Wuppertal. Im April 2013 wechselt sie als IT-Managerin zum Essener Energieversorger RWE. Bis 2017 arbeitete sie dort im Bereich IT Governance. Danach war sie unter anderem als Head of Digital Domain für die RWE-Tochter Innogy tätig. Beim Wettbewerb "CIO des Jahres" von CIO und COMPUTERWOCHE schaffte es Kemp 2011 in die Top 10 in der Kategorie Großunternehmen und gehörte zu den Preisträgern des "Global Exchange Award". Kemp sei eine aktive Förderin von Frauen in Führungspositionen, hieß es in der Personalmeldung von Oracle. Sie war Mitglied des Beirates der Digitalen Wirtschaft NRW im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen und ist aktuell Präsidiumsmitglied des eco-Verbands.

Zukunft von Jürgen Kunz ungewiss

Berichten wird Kemp an einen ihrer Vorgänger auf dem deutschen Chefsessel. Frank Obermeier ist als Senior Vice President für den Bereich Technology Nortern Europe künftig Kemps Vorgesetzter. In dieser Position löst Obermeier Jürgen Kunz ab, der zuletzt neben seiner europäischen Verantwortung kommissarisch auch das Deutschland-Geschäft verantwortet hatte. Kunz war als Deutschland-Chef von Oracle der Vorgänger von Obermeier. Ob Kunz eine andere Position bei Oracle übernimmt oder aus dem Unternehmen ausscheidet, ist derzeit nicht bekannt.