Steeb plant ohne Business One

18.10.2005
Die SAP-Tochter gibt den Verkauf der Mittelstandssoftware auf.

Die hundertprozentige SAP-Tochtergesellschaft Steeb Anwendungssysteme zieht sich aus dem Geschäft mit dem ERP-Päckchen "Business One" für den unteren Mittelstand zurück. SAP-Partner Kirbis Business Solutions übernimmt die Bestandskunden. Im Rahmen einer Teilbetriebsübertragung wird Steeb seinen Geschäftsbereich mit rund 100 Bestandskunden inklusive der bestehenden Wartungsverträge ab dem 1. Januar 2006 an Kirbis Business Solutions übertragen.

Die beiden Systemhäuser haben einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, bestätigten Kirbis-Geschäftsführer Alexander Kirbis und Steeb-Chef Wolfgang Kemna gegenüber der Computerwoche. Die Rechte an allen von Steeb entwickelten Zusatzlösungen für die Software mit Ausnahme von "Retail Sport" gehen laut Kirbis ebenfalls an das Systemhaus aus Pforzheim. Über finanzielle Details haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Mitarbeiter, die sich bei Steeb mit Business One befassen, sollen ein Stellenangebot bei Kirbis erhalten. Das Systemhaus ist sowohl Partner von Steeb als auch von SAP. "Wir verkaufen Business One nicht mehr aktiv, sondern fokussieren uns auf unser Stammgeschäft", so Kemna. Die Entscheidung habe er in enger Abstimmung mit SAPs Deutschland-Geschäftsführer Michael Kleinemeier getroffen, der auch Initiator des Verkaufs gewesen sei.

SAP löst Channel-Konflikt

Der Umsatz mit dem SAP-Paket bewegt sich laut Kemna bei Steeb im Rahmen eines sechsstelligen Euro-Betrags. "Wir schreiben damit schwarze Zahlen", betont der Steeb-Geschäftsführer.

In diesem Jahr hatte SAP seine Tochtergesellschaft Steeb noch als erfolgreichsten Partner für Business One ausgezeichnet. Der Erfolg ging allerdings zu Lasten der anderen rund 80 Partner in Deutschland, die unabhängig von SAP sind und sich ebenfalls bemühen, die Unternehmenssoftware für den kleineren Mittelstand an den Kunden zu bringen. "Mit diesem Schritt löst sich der Konflikt im Channel", betont Steeb-Chef Kemna.

Außer bei Steeb läuft aber auch bei den erst mit Abstand folgenden größeren Partnern wie Versino, Straton, CIB und eben Kirbis das Geschäft mit Business One noch nicht rund. Kirbis habe bislang 50 Installationen realisiert. SAP kann Branchenkennern zufolge für das seit Herbst 2002 in Deutschland freigegebene ERP-Paket bis dato etwa 1300 verkaufte Installationen vorweisen. "SAP muss wettbewerbsfähiger werden, wenn sie den unteren Mittelstand gewinnen wollen", meint Frank Naujoks, Senior Consultant beim Marktforscher IDC. Konkurrent Microsoft konnte im Heimatmarkt der Walldorfer in diesem Jahr nach eigenen Angaben alleine für sein Navision-Derivat "Navision für kleine Unternehmen" 550 Kunden gewinnen. (hv)