Stecknadel im Heuhaufen

08.11.1985

Das in der Welt der Bürokommunikationsanbieter so beliebte Schlagwort von der "integrierten Systemlösung" hat nun auch endgültig Eingang in das offizielle IBM-Vokabular gefunden. Im Unterschied zur Konkurrenz sind die Armonker allerdings ehrlicher: Als frühestmöglicher Zeitpunkt für die Realisierung werden die späten achtziger Jahre genannt.

Ein Rundgang über die "Systems" machte deutlich, daß dies offenbar nicht nur auf Big Blue zutrifft, sondern mehr oder weniger auf alle Office-Automation-Anbieter. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft immer noch eine Riesenlücke.

Einige Beispiele: Die Minicomputer-Anbieter, allen voran DEC und Wang, bieten etwa für ihre "integrierte Bürolösung" Übergänge in die Disoss-Welt des Marktführers an und hoffen damit endlich auf den Durchbruch beim Anwender. IBM selbst bekennt sich zu den eigenen und zum Teil eigens für den OA-Sektor entwikkelten Architekturen - von Brücken zu den wichtigsten Mitbewerbersystemen ist dagegen trotz der angepeilten "offenen Systemumgebung" keine Rede.

Die Telecom-Spezialisten halten sich mit ihrem digitalen Nebenstellenanlagen, dem Kern ihrer Bürokommunikationslösung, auffallend zurück. Philips beispielsweise hat mit dem "Sophomation"-Konzept zwar seit längerem eine Strategie, jedoch immer noch keine Produkte, wenigstens waren in München keine Exponate ausgestellt. Und Ericsson hat nach dem Ende des Glaubenskriegs "PBX versus LAN" das Prinzip der friedlichen Koexistenz beider Techniken verinnerlicht, wobei aber im Hinblick auf die jetzt eingeschlagene Richtung noch nicht alle Unklarheiten über das Wie beseitigt sind.

Fazit: Der Begriff "Bürokommunikation" ist diffus, der Markt dafür ist es noch mehr - und die Suche der Hersteller nach umfassenden Strategien erinnert sehr an die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.