US-Parlamentarier wollen DV-Projekt der Air Force stoppen

Statt Lagerbewirtschaftung Millionen verwirtschaftet

09.01.1976

WASHINGTON - Eines der ehrgeizigsten DV-Projekte der amerikanischen Luftwaffe steht auf der Abschußliste: Nachdem bisher 250 Millionen Dollar ausgegeben wurden, ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen, will das Repräsentantenhaus weitere Mittel für das "Advanced Logistics System" (ALS) ersatzlos streichen.

Mit dem Materialbewirtschaftungssystem ALS sollten weltweit die Air-Force-Bestände online kontrolliert und Lager verwaltet werden.

Nachdem den Volksvertretern der Kragen platzte, suchen die US-Air-Force-Datenverarbeiter mit Unterstützung des zuständigen Senatsausschusses jetzt zu retten, was noch zu retten ist: Sie wollen das mißglückte Online-Projekt in ein Batch-System umfunktionieren - brauchen dafür aber nochmals insgesamt die bescheidene Summe von 1976 bis 1982 und weitere 24 Monate bis zur ersten Betriebsbereitschaft. Die Luftwaffe behauptet, daß so in den nächsten sechs Jahren mit DV-Hilfe über 300 Millionen Dollar an Personalkosten und durch Verringerung der Lagerbestände gespart werden könnten.

Ein CDC-Fiasko

Schon 1968 hatte die US-Air-Force den Plan entwickelt, ihre 90 Rechner der zweiten Generation durch sieben untereinander verbundene Größtrechner zu ersetzen, die in fünf Logistik-Zentren installiert werden sollten. Pro Zentrum war der Anschluß von 500 Terminals und 50 Platteneinheiten Ó 112 MB vorgesehen. Den Auftrag für Hardware (Cyber 73 und 74) und Software erhielt 1972 die Control Data Corp. (CDC). Die Air Force wurde dadurch erster Anwender des CDC-Betriebssystems Zodiac und lieferte seither 1500 Software-Mängelberichte, darunter 180 "katastrophale". Bisher laufen überhaupt nur zwei der Großrechner, über deren Zuverlässigkeit die Air Force ebenso klagt wie beispielsweise über das Datenbanksystem, dessen Flexibilität mit "exzessivem" Verbrauch an CPU-Zeit bezahlt werden müsse.