Kriterien und Methoden zur Programm-Auswahl:

Statt Achselzucken Software Evaluation

25.11.1977

MÜNCHEN (de) - Software-Evaluation rückt zunehmend ins Blickfeld kostenbewußter EDV-Planer. Schließlich kann der Fehleinkauf von Standard-Paketen katastrophale Folgen haben. Denn es ist - so eine CW-Blitzumfrage bei Anwendern - immer seltener der Budgetposten "Hardware", der die Bewegungsfreiheit auf der Ausgabeseite einengt - die Software-Kosten sind der dickere Brocken.

Auf dieses Thema angesprochen, reagieren viele EDV-Chefs allerdings zumeist mit Achselzucken und Sprachlosigkeit: Was da so an Methoden und Verfahren zur Leistungsmessung und Bewertung von Programmen angeboten werde, könne einem erfahrenen Praktiker das Wasser in die Augen treiben. Nun wird niemand behaupten können, daß sich mit den verfügbaren Tools verläßliche Angaben über die Tauglichkeit von Standard-Software gewinnen lassen. Inzwischen gibt es jedoch eine Reihe von Kriterien und Methoden zur Beurteilung und Auswahl von Software-Produkten, die es zumindest wert sind, auf ihre Eignung geprüft zu werden. Genau dies hat Dr. Joachim Frank* versucht. Er befaßt sich mit Methoden der Software-Selektion wie Benchmark, Monitoring und Simulation. Ein Beispiel ist Franks Beschreibung von Benchmark-Tests:

Zur Auswahl eines "Vorübersetzers für Entscheidungstabellen", eines Systemsoftware-Paketes, wird aus den Anwendungsprogrammen des Benutzers die Workload für einen bestimmten Zeitraum dadurch bestimmt daß aus diesen Programmen solche ab einer gewissen Größenordnung von Bedingungsabfragen, also komplexer Verarbeitungslogik, als für einen Vorübersetzer-Einsatz geeignet ausgesondert werden. Die Workload für einen Vorübesetzer wird nun daraufhin untersucht, in welcher Form die Verarbeitungslogik mit Entscheidungstabellen gelöst wird und welchen Umfang diese einnehmen. Daraus lassen sich eine entsprechende Anzahl repräsentativer Benchmarks, d. h. in Art und Umfang typische Anwendungsprogramme, auswählen. Der nächste Schritt ist die Umcodierung der Verarbeitungslogik in Entscheidungstabellenform als Eingabe für den Vorübersetzer, dabei werden sowohl Programme mit verschiedenen Entscheidungstabellenarten und mit verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten von Entscheidungstabellen als auch Programme, die unterschiedlich große Entscheidungstabellen und eine unterschiedliche Anzahl von Entscheidungstabellen enthalten, vertreten sein. Nach der Codierung wird der Benchmark-Mix in den jeweiligen Vorübersetzer eingegeben und übersetzt. Unter Umständen wird auch die weitere Kompilierung zu einem Maschinenprogramm bewertet.

Durch Vergleich der Leistungswerte mehrerer Vorübersetzer für Entscheidungstabellen kann das für den Benutzer aufgrund seiner Workload geeignete Software-Paket ausgewählt werden. Im einzelnen lassen sich durch den Benchmark-Test beispielsweise folgende Leistungsdaten für die Übersetzung von Entscheidungstabellen ermitteln:

- Laufzeiten für die Vorübersetzung und den Objektlauf;

- erweiterte Laufzeitdaten über Verarbeitungsmöglichkeiten (begrenzte, erweiterte, gemischte Entscheidungstabellen etc.), Verarbeitungsumfang (Größe der Entscheidungstabellen, Anzahl je Programm etc.), Testhilfen (TRACE, Regelhäufigkeitsstatistik).

* Frank, Standard-Software, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln-Braunsfeld, ISBN 3-481-33101-0