Statt 200 Millionen Dollar gab es eine Entschuldigung Investment-Bank zieht ihre Klage gegen Prodigy zurueck

17.11.1995

SAN MATEO (IDG) - Die Investment-Bank Stratton Oakmont Inc. hat ihre Verleumdungsklage gegen Prodigy Services Co. zurueckgezogen, nachdem der Online-Diensteanbieter sich entschuldigt hatte.

"Prodigy bedauert, wenn beleidigende Erklaerungen einer nichtautorisierten und -identifizierten Person in irgendeiner Weise der Reputation (von Stratton, d. Red.) Schaden zugefuegt haben", lautet der Kernsatz einer Erklaerung des Online- Diensteanbieters. Zugleich erklaerten die Prodigy-Anwaelte, diese Entschuldigung sei nicht als Schuldeingestaendnis zu verstehen.

Darauf zog Stratton die Klage gegen Prodigy zurueck, forderte das Gericht zur Einstellung des Verfahrens auf und verzichtete auf einen urspruenglich geforderten Schadensersatz von 200 Millionen Dollar.

Die Investment-Bank hatte die Klage eingereicht, nachdem ein Anwender in einer Prodigy-Mailbox Vorwuerfe ueber angebliche betruegerische Manipulationen der Investment-Bank verbreitet hatte. In einem ersten Verfahren im Mai dieses Jahres hatte ein Richter den Diensteanbieter fuer schuldig befunden, weil dieser damit geworben hatte, Mails auf anstoessige oder gesetzeswidrige Inhalte zu durchforsten. Damit habe sich Prodigy in die Rolle eines Verlegers statt eines Transporteurs von Informationen begeben.

Das Einlenken der Investment-Bank scheint zwei Hintergruende zu haben. Zum einen war den Anwaelten von Prodigy der Nachweis gelungen, dass ihr Mandant schon 1993 die Mail-Zensur aufgegeben hatte. Zum anderen hatten die Anwaelte angekuendigt, dem Gericht Dokumente vorzulegen, die die Bank haetten belasten koennen. So wollten sie beweisen, dass Stratton gegenueber der US Securities and Exchange Commission eingewilligt habe, 2,5 Millionen Dollar Strafe und Kompensationen an Investoren zu zahlen, die durch betruegerische Wertpapiergeschaefte geschaedigt worden seien.