Startups buhlen um das große Geld

16.09.2008
Auf den Konferenzen DEMOfall 08 und Techcrunch50 traten insgesamt 124 Startups an, um Investoren von ihren Geschäftsideen zu überzeugen.

Die zweite Septemberwoche brachte 124 hoffnungsvollen Startup-Unternehmern Nervenkitzel. Auf den Konferenzen Techcrunch50 in San Francisco und DEMOfall 08 in San Diego hatten sie Gelegenheit, ihre Ideen und Geschäftsmodelle einem erlauchten Kreis von Investoren zu präsentieren. Wem es gelingt, die Neugier und das Interesse der potenten Geldgeber zu wecken, der kann auf einen millionenschweren Geldsegen hoffen. Doch das ist alles andere als einfach: Die Verantwortlichen haben in den Präsentationen nur wenige Minuten, um ihre Idee ins rechte Licht zu rücken.

Techcrunch oder Demo?

Erstmals mussten sich die Unternehmer in diesem Jahr entscheiden, auf welcher Konferenz sie antreten wollten. Die Veranstaltungen waren gleichzeitig in San Francisco (Techcrunch50) und San Diego (DEMOfall) angesetzt. Während die 72 Startups auf der mittlerweile im 19. Jahr stattfindenden Demo-Konferenz für ihr Schaulaufen 18 000 Dollar auf den Tisch legen mussten, warben die Herausforderer von Techcrunch mit einem kostenlosen Auftritt und konnten damit 52 Startups locken.

Zu den Juroren, die die achtminütigen Auftritte der Startups auf der Techcrunch bewerteten, zählten klangvolle Namen wie Marc Andreessen und der Salesforce.com-Chef Marc Benioff. Yammer, Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs und damit um 50 000 Dollar reicher, stellte einen Twitter-ähnlichen Online-Dienst vor, der die Produktivität in Unternehmen verbessern soll. Die entscheidende Frage, um die sich alles dreht, lautet dabei: "Woran arbeitest Du?" Rund um einzelne Themen entwickeln sich Feeds, in denen die Teilnehmer diskutieren, Nachrichten und Informationen hinterlegen sowie Fragen stellen können.

Noch andere Startups wurden auf der Techcrunch ausgezeichnet: Die Betreiber von Fitbit wollen ihren Nutzern helfen, gesünder zu leben. Dazu gehört ein Sensor, der alle Aktivitäten seines Trägers aufzeichnet. Diese Daten werden über den heimischen Rechner an den dazugehörigen Online-Dienst übermittelt, der die Informationen auswertet und dem Nutzer seinen Gesundheitsstatus anzeigt. Die Betreiber von Goodguide bieten ihren Nutzern online eine Produktdatenbank, in der Informationen über Umwelt-, Gesundheits- und Sozialverträglichkeit hinterlegt sind. Derzeit finden sich dort Daten über rund 60 000 Pflege- und Reinigungsartikel. Swype hat eine Technik entwickelt, mit deren Hilfe sich die Eingaben auf berührungsempfindlichen Bildschirmen wie beispielsweise auf Handys und Smartphones beschleunigen und vereinfachen lassen sollen. Nutzer können mit dem Finger oder einem Stift über eine virtuelle Tastatur auf dem Touchscreen fahren, ohne dabei gezielt einzelne Tasten ansteuern und drücken zu müssen. Grockit versucht mit seinem Online-Angebot, eine Brücke zwischen E-Learning und Multi-Player-Spielen im Internet zu schlagen. Die Betreiber gehen davon aus, dass sich Lerninhalte in Peer-to-Peer-Netzen besser und effizienter vermitteln lassen als in Lehrer-Schüler-Szenarien. Atmosphir bietet mit seinem gleichnamigen Online-Tool eine Entwicklungsumgebung für 3D-Welten im Internet.

Auf der DEMOfall in San Diego hatten die 72 Startups jeweils sechs Minuten, um das Interesse potenzieller Geldgeber zu wecken. Die Ansprüche der Organisatoren an die vorgestellten Lösungen waren hoch: "Sie verändern die Spielregeln des Marktes", warb Veranstalter Chris Shipley. "Die Produkte sind innovativ, bedeutend, und sie repräsentieren die zukünftigen Lösungen, die wir alle schon bald nutzen werden." Das sind die Angebote, die den Beifall der Experten fanden und als "DEMOgods" ausgezeichnet wurden:

Das Produkt "Mobishow" der Firma Awind verknüpft mit Hilfe eines drahtlosen Transmitters Geräte wie den PC oder ein Smartphone mit dem heimischen Fernseher. Damit lassen sich Videodaten oder andere auf dem Rechner gespeicherte Informationen wie beispielsweise Präsentationen auf dem TV-Gerät anzeigen. Invision TV bietet seinen Nutzern mit dem gleichnamigen Online-Tool ein Werkzeug, mit dessen Hilfe sich Videodaten im Internet leichter suchen, sammeln und verwalten lassen. Darüber hinaus offeriert das Angebot Social-Networking-Funktionen, über die Anwender sich zu bestimmten Themen austauschen können. Maverick Secure Mobile hat eine Sicherheitstechnik entwickelt, mit deren Hilfe sich Handys und die darauf abgelegten Daten besser schützen lassen sollen. Beispielsweise sei es möglich, die Handy-Aktivitäten eines Diebs zu protokollieren beziehungsweise das Mobiltelefon per Fernzugriff zu blockieren. Microstaq hat mit seinem "Ventilum"-Chip eine mikroelektronische Technik entwickelt, die den Stromverbrauch von Klimaanlagen zwischen 25 und 30 Prozent senken soll. Mit "Wild Pockets" offerieren die Sim Ops Studios eine Web-basierende Entwicklungsplattform, mit deren Hilfe Endverbraucher einfach virtuelle dreidimensionale Szenarien bauen können. UGA Digital bietet mit "YouGotPhoto" ein Tool, das digitale Bilddaten, die auf dem PC, dem Handy oder online im Internet abgelegt sind, per Knopfdruck auf drahtlos angebundene digitale Bilderrahmen überträgt. Plastic Logic hat einen E-Reader vorgestellt, der sich dünner und leichter als bisher vorgestellte Geräte präsentiert. Der Hersteller hat seine Halbleitertechnik so modifiziert, dass der Reader anstatt aus Glas aus Plastik hergestellt werden kann. Das verringert das Gewicht und macht das Gerät weniger anfällig gegen mechanische Schäden. Der Online-Dienst Cerego will seinen Nutzern mit der Plattform "iknow" neue Möglichkeiten des Online-Lernens eröffnen. Anwender sollen ihr Wissen individuell sammeln und organisieren können. Der Speicherspezialist Fusion-io hat mit ioSAN eine Technik geschaffen, durch die sich Storage Area Networks (SANs) mit Solid State Drives (SSDs) einrichten lassen sollen. Neben dem geringen Stromverbrauch liege der Vorteil vor allem in der höheren Geschwindigkeit, so der Anbieter. Die Betreiber von MixMatchMusic wollen mit ihrem Internet-Angebot die Zusammenarbeit zwischen Musikschaffenden im Netz ausbauen. In dem Online-Service können Komponisten einzelne Musikkomponenten wie Gitarren-Riffs, Drums oder Vocals hinterlegen und anderen Mitgliedern der Community zur Verfügung stellen. Der Online-Dienst Spinspotter will einseitige und durch wirtschaftliche beziehungsweise politische Interessen gefärbte Nachrichten auf Internet-Seiten herausfinden und für die Nutzer kenntlich machen.

Die prämierten Startups könnten schon bald für Schlagzeilen sorgen. Unter den Teilnehmern der Techcrunch40 im vergangenen Jahr war beispielsweise der Suchmaschinenspezialist Powerset, den Microsoft vor kurzem für 100 Millionen Dollar schluckte. Auch die diesjährigen Teilnehmer dürften bereits unter Beobachtung der einschlägigen Branchengrößen stehen.