Starthilfe fuer die Stadtwerke Junge Energieversorger setzen auf externe Verbrauchsabrechnung

13.08.1993

MANNHEIM (pi) - Die Gruendung von Stadtwerken in den neuen Bundeslaendern bedeutet fuer viele Staedte und Gemeinden, ein Versorgungsunternehmen quasi aus dem Boden stampfen zu muessen. Probleme bereiten nicht nur Uebernahme, Sanierung und Ausbau der technischen Anlagen, sondern auch das Einschleifen eines zeitgemaessen, schlanken Verwaltungsapparates, weshalb Outsourcing in Betracht gezogen und teilweise auch realisiert wird.

Typische Anlaufschwierigkeiten neuer Energieversorger versuchte das Mannheimer Softwarehaus Systema zusammen mit CAP Debis GEI anzugehen. Als externe Dienstleister bearbeiteten die Partner in Dresden Probleme der Verbrauchsabrechnung. Die Loesung wurde in die Praxis uebernommen.

Buergernaehe

kostet Geld

Buergernahe Versorgung, die dauerhafte Schaffung ortsgebundener Arbeitsplaetze, betriebswirtschaftliche Synergieeffekte und zusaetzliche Einnahmen zur Finanzierung anderer kommunaler Aufgaben sind die wesentlichen Argumente fuer die Einrichtung kommunaler Stadtwerke. Der Vorteil der Buergernaehe wird im Hinblick auf eine lohnende Ausnutzung der DV-Kapazitaeten allerdings zum Nachteil. Der Grundaufwand, den die Datenverarbeitung erfordert, noch bevor eine einzige Buchung getaetigt wird, steht bei manchen kommunalen Versorgern in keinem Verhaeltnis zu den abzurechnenden Zaehlern, fanden die Systema-Leute aus Mannheim heraus.

Zusammen mit Debis, der Bau- und Bodenbank AG und der Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Versorgungsunternehmen (WV) formulierten sie ein Angebot, das auf die Erfordernisse junger Stadtwerke zugeschnitten ist. Rechtliche, finanzielle und betriebswirtschaftliche Beratung sollen neben der DV- Dienstleistung Aufbau und Betrieb der Stadtwerke unterstuetzen. Hinzu kommt die Vermittlung von Finanzierungen und die Information ueber oeffentliche Foerderungsprogramme.

Abrechnung mit

Mandantensystem

Die Kosten, die dem Outsourcing-Klienten dabei entstehen, haengen im wesentlichen vom Umfang der Hard- und Softwarenutzung ab. Sie liegen bei Durchfuehrung aller wesentlichen kommerziellen Verfahren (Verbrauchsabrechnung, Rechnungswesen, Personalwirtschaft etc.) laut Anbieter zwischen acht und zehn Mark pro Zaehler und Jahr.

Als die politische Entscheidung fiel, die Gasversorgung Sachsens aus der Verantwortung des Regionalversorgers Esag herauszunehmen und sie den Gasversorgungen Dresden und Sachsen Ost zu uebertragen, wurde bei der Esag gerade das Kundeninformations- und Abrechnungssystem IRD installiert. Die neu aufgebauten Kapazitaeten stellte man den jungen Versorgern zur Verfuegung, deren Anbindung an das Rechenzentrum der Esag die Voraussetzungen fuer eine Abrechnung nach einem Mandantensystem schuf.

Die Esag rechnet mit ihrer DV insgesamt 1,4 Millionen Zaehler ab, davon zirka 170 000 fuer die Gasversorgung Dresden und ungefaehr 268 000 fuer die Gasversorgung Sachsen Ost. Dabei verfuegen alle Nutzer (Mandantenueber eigene Terminals und eigenes Fachpersonal, das ueber Fernleitungen auf das Rechenzentrum der Esag zugreift. Die Informationen, die fuer die Buchhaltung oder den Kundenverkehr benoetigt und zentral verarbeitet werden, stehen jederzeit vor Ort zur Verfuegung.

Volker Gerhardt, bei der Esag Bereichsdirektor und zustaendig fuer Datenverarbeitung und Organisation, ist derzeit im Gespraech mit Staedten wie Pirna, Bautzen oder Riesa, denen er die Nutzung der Esag-eigenen DV-Ressourcen ebenfalls anbieten will. Seine Erfahrung zeigt, dass sich die in Gruendung befindlichen Stadtwerke gegenueber der Outsourcing-Idee ohne Hintergrundinformationen eher skeptisch verhalten. Gruende dafuer laegen in Befuerchtungen wie der des Kontrollverlusts im DV-Management oder einer zu starken Abhaengigkeit vom Serviceanbieter.

Sparmoeglichkeiten noch

nicht ganz ausgeschoepft

Gerhardt raeumt ein, dass die Einsparmoeglichkeiten, die Outsourcing bietet, beim derzeitigen Stand der Dinge in Dresden noch nicht zur Gaenze ausgenutzt wuerden. So werden die Rechnungen fuer jeden Mandanten getrennt verschickt, obwohl die DV es durchaus zuliesse, eine gemeinsame Rechnung zu stellen, trotzdem getrennt abzurechnen und entsprechend Porto zu sparen.

Energieversorger in den Niederlanden sind hier schon weiter. Die GEB in Rotterdam zum Beispiel rechnet insgesamt 27 Dienstleistungen fuer Mandanten ab, von Fernsehgebuehren bis zur Gewaessersteuer. Im Durchschnitt enthaelt eine GEB-Rechnung neben der Energie noch vier weitere Posten. Auch das Outsourcing-Angebot der GEB basiert auf der Mannheimer Software IRD.