Nokia unterstützt txteagle

Start-up verhilft Armen zu Arbeit per SMS

28.01.2009
Von pte pte
Das Start-up-Unternehmen txteagle hat es sich zur Aufgabe gemacht, Armut und Arbeitslosigkeit in der Dritten Welt mit einem neuartigen Konzept zu bekämpfen.

Via Mobiltelefon werden kleinere Textdienste in Entwicklungsländern vergeben, die per SMS erledigt werden können. Jene Arbeiten, zu denen Computer nicht oder nur unzureichend fähig sind, sollen den Armen weltweit zu höheren Tageseinkommen verhelfen. Während das Durchschnittseinkommen in verschiedenen Regionen der Dritten Welt bei unter drei Dollar pro Tag liegt, ist die Nutzung von Mobiltelefonen txteagle-Gründer Nathan Eagle zufolge weiter verbreitet als in den Industrieländern. Damit stehe dem Unternehmen eine "Mitarbeiterbasis" von Milliarden Menschen offen. Handy-Weltmarktführer Nokia hat das Start-up bereits als Partner gewonnen. Anhand des innovativen Konzepts strebt txteagle nach einer Win-Win-Situation für Auftraggeber und Arbeiter.

"Mit dem Ansatz geht zwar eine Art der Arbeitsplatzschaffung einher. Dabei handelt es sich aber um die Auslagerung minderwertiger Arbeiten an Dritte", meint Peter Lanzet, Referent für Entwicklungsfinanzierung beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), im Gespräch mit pressetext. So werden von txteagle etwa die Beschreibung von Bildinhalten, kleine Übersetzungsarbeiten oder die Transkription von Audioinhalten als Verdienstmöglichkeiten per SMS vermittelt. Dem Experten zufolge spielt es jedoch keine Rolle, ob derartige Arbeiten von Menschen in Industrie- oder Drittweltländern erledigt werden. txteagle schafft die Win-Win-Situation für seine Auftraggeber offenbar nur anhand des geringen Lohnniveaus, das in der Dritten Welt herrscht. Somit sei das Geschäftsmodell kaum als Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit zu betrachten.

"Das größte Problem ist, dass dadurch kein eigener Wirtschaftskreislauf entsteht", erklärt Lanzet gegenüber pressetext. Zwar hätten die Tätigkeiten den positiven Nebeneffekt eines Zuverdienstes für arme Menschen. Im Gegensatz zum sogenannten "Green-Field-Investment" bilde das Konzept jedoch keinen nachhaltigen Ansatz. Darüber hinaus handle es sich bei Gelegenheitsjobs häufig um Schwarzarbeit. Daher sei zu beachten, inwieweit Steuern und Abgaben geleistet werden, die den betroffenen Regionen zugute kommen sollten.

Txteagle zufolge könne das Einkommen der Teilnehmer mit Arbeiten, die innerhalb weniger Minuten erledigt werden, von unter drei Dollar pro Tag auf drei Dollar pro Stunde aufgebessert werden. Gegenüber Industrieländern seien etwa Übersetzungen für den Auftraggeber damit um rund 60 Prozent günstiger. Die Bezahlung erfolgt schließlich ebenfalls über das Mobiltelefon und mobile Bank-Dienste wie M-PESA. Nokia ist einem Bericht des Technologiemagazins "Technology Review" zufolge hauptsächlich an Software-Übersetzungen für spezifische Regionen interessiert. So gebe es etwa in Kenia über 60 verschiedene eigenständige Sprachen. Anhand des txteagle-Programms soll die Bedienung von Mobiltelefonen künftig in allen Muttersprachen möglich sein. (pte)