Bundespostminister trifft Grundsatzentscheidung für Glasfaser im Ortsnetz:

Start mit Bigfon für Breitbandkommunikation

15.05.1981

DARMSTADT (bi) - Den Startschuß zum Glasfaser-Prototypversuch Bigfon (Breitbandiges Integriertes Glasfaser-Fernmeldeortsnetz) hat Bundespostminister Kurt Gscheidle jetzt im Fernmeldetechnischen Zentralamt in Darmstadt gegeben. Im Rennen sind nach Aussagen des Ministers "voraussichtlich" AEG-Telefunken, Fuba, Krone, Standard Elektrik Lorenz, Siemens und TeKaDe/FGF.

Diese Grundsatzentscheidung, die Gscheidle einen Monat nach dem Beschluß des Bundeskabinetts über eine Reihe wachstumsfördernder Maßnahmen bekanntgab, sei hinsichtlich des unternehmerischen Risikos (der Post) mit Sicherheit schwerwiegender als die über alle anderen fernmeldetechnischen Neuerungen der letzten Jahrzehnte.

Versuchsorte werden die Großstädte Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg und München sein. Die Standorte wurden abgestimmt mit den beteiligten Unternehmen gewählt. Insgesamt werden zirka 500 Teilnehmer an dem Prototypversuch teilnehmen. Die firmenspezifischen Systeme sollen 82/83 erstellt und bis Ende 86 erprobt werden.

Dann könnte mit dem Regelausbau eines Glasfaser-Fernmeldenetzes ab 1985/86 und mit der allgemeinen Einführung des Fernsehtelefons Ende dieses Jahrzehnts begonnen werden.

Es stehen - trotz der jüngsten Forderungen nach höheren Gewinnabfuhren der Post an den Bund - von seiten der Post 150 Millionen Mark zur Verfügung, von seiten der Industrie, so schätzte der Minister, werde ungefähr die gleiche Summe zu erbringen sein.

Das Auftragsvolumen nach Abschluß des Prototypversuchs werde nach vorsichtigen Schätzungen bis zu einer "Vollversorgung" der Bundesrepublik bei 80 bis 100 Milliarden Mark liegen; als theoretische Zahl der neu zu schaffenden Arbeitsplätze nannte der Postminister 80 000 (unmittelbar im Zusammenhang mit der Post); ein angenehmer Nebeneffekt für die am Versuch beteiligten Unternehmen sei die Erhöhung ihrer Exportchancen.

Gescheidle: "Noch besteht die Chance, daß die Bundesrepublik auf dem Gebiet der optischen Nachrichtentechnik - und wir sprechen damit über das Kommunikationssystem der vielleicht nächsten fünf Jahrzehnte - weltweit als konkurrenzfähiger Partner angesehen wird; allerdings ist sie verbunden mit der Herausforderung, gewaltige Anstrengungen auf sich nehmen und nicht unbeträchtliche Risiken eingehen zu müssen. Risiken insofern, als mit Bezug auf die Zeitvorstellungen eine wünschenswerte internationale Normierung kurzfristig gegebenenfalls nicht erreichbar ist und somit spätere Umentwicklungen unter Weltmarktaspekten nicht zuschließen sind."