START - ein elektronisches Kartell!

16.04.1976

Bekanntlich haben die Reiseveranstalter-Gruppen Touristik Union International (Touropa, Scharnow und andere), die Deutsche Lufthansa, die Deutsche Bundesbahn und verschiedene bedeutende Reisebüroketten gemeinsam die "Studiengesellschaft zur Automatisierung für Reise und Touristik GmbH" (START) gegründet, um ein elektronisches Buchungs- und Reservierungssystem zu realisieren.

Die Vorteile liegen auf der Hand- Zeitersparnis bei den Buchungen, qualifizierte Beratung unter wirklicher Kenntnis der vielen Alternativen, Ausschalten zahlreicher Fehlermöglichkeiten, wohl auch bessere Auslastung der Kapazitäten, was letztlich auf die Preise für die Einzelreisen durchschlagen könnte.

Dennoch wird gegen START Sturm gelaufen, ja man ruft nach einem Einschreiten des Berliner Kartellamts.

START könnte in der Tat ein Instrument sein, mit dem die Großen der Branche ein Monopol erlangen, wenn nicht weiteren Reiseveranstaltern und Reisebüros der Zugang zur Datenbank geöffnet wird.

Nicht akzeptiert werden kann dagegen das Argument, der START-Start müsse verhindert werden, denn er bedeute den Untergang der vielen kleinen Reisebüros, die sich nicht die jährlich rund 15 000 Mark Kosten für den Bildschirm leisten können. So mancher Tante-Emma-Laden wurde von der Technik überrollt - und das ist der Volkswirtschaft gut bekommen. Sicherlich kommt über den Weg der Buchungselektronik ein Konzentrations- und Ausleseprozeß am Reisemarkt. Damit ist aber noch lange nicht die marktwirtschaftliche Ordnung gefährdet.

Überbetriebliche Branchen-Informationssysteme wird es künftig viele geben. Ihr Entstehen ist ein Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Infrastruktur, zu mehr Markttransparenz, zu einer besseren Allokation knapper Ressourcen. Dabei werden einige Betriebe auf der Strecke bleiben. Nicht sie zu schützen ist Aufgabe des Berliner Kartellamtes, sondern vielmehr sicherzustellen, daß es keine Angebots-Kartelle und Zugangs-Monopole gibt.