Starkes Interesse an C++-Framework von Star Division IBM wuerde Lotus Notes gern Opendoc-kompatibel machen

07.07.1995

SAN MATEO (IDG) - Unter der IBM-Aegide wird das Groupware-Produkt "Lotus Notes" wohl ueber kurz oder lang die Compound-Document- Schnittstelle "Opendoc" unterstuetzen. Zudem hat der blaue Riese vor, die C++-Frameworks der Hamburger Star Division GmbH auch fuer das Bueropaket "Smartsuite" und die eigenen Workgroup-Angebote zu nutzen.

Eine geplatzte Pressekonferenz macht deutlich, in welchem Dilemma sich die Personal-Systems-Division des Branchenfuehrers befindet. Eigentlich hatte die IBM vorgehabt, auf der diesjaehrigen "PC Expo" ihre Plaene fuer die US-weite Vermarktung des Partnerprodukts "Star Office" bekanntzugeben. Wenige Tage vor der Messe wurde der Konferenztermin ersatzlos gestrichen. Wie ein IBM-Manager der CW- Schwesterpublikation "Infoworld" verriet, haette die Lotus- Uebernahme "Fragen aufgeworfen, die zu beantworten wir nicht in der Lage waren". Damit, wie sie Star Office und Smartsuite neben- oder miteinander positionieren will, haelt die IBM noch hinter dem Berg.

Allerdings erwaegt der DV-Riese ernsthaft, so die "Infoworld", das Star Office zugrundeliegende C++-Framework fuer die eigenen Workgroup-Anwendungen und die Lotus-Suite nutzbar zu machen. Das Framework bietet eine Alternative zu den gaengigen monolithischen Applikationen und stellt eine Entwicklungs- und Integrationsumgebung fuer Softwaremodule bereit.

Nach Angaben der US-Fachzeitschrift verfolgt Big Blue darueber hinaus die Absicht, das Groupware-Produkt "Notes" mit Opendoc- Unterstuetzung auszustatten. Opendoc ist der von IBM, Taligent und Apple propagierte Standard fuer die Verbindung zusammengesetzter Dokumente. Dafuer muesste es jedoch zunaechst gelingen, den Notes- Entwicklern um Ray Ozzie ihre Vorliebe fuer Microsofts OLE auszureden. Bislang hat sich Lotus aber noch nicht explizit zu seinen Objektplaenen fuer Notes geaeussert.

Gesetzt den Fall, die IBM schafft es, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen, so duerfte das den entscheidenden Durchbruch fuer Opendoc bedeuten. Dazu die ehemalige "Computerworld"-Redakteurin Melinda-Carol Ballou, die heute als Analystin bei der Meta Group Inc., Stamford, Connecticut, arbeitet: "Als De-facto-Standard im Bereich Groupware koennte Notes fuer Opendoc das Vehikel sein, um die Akzeptanz des Marktes zu gewinnen. Und das waere wichtig fuer die Anwender, weil es ihnen eine Alternative zu OLE bietet." Ein C++-Framework, wie Star Division es entwickelt hat, koennte der IBM moeglicherweise sogar helfen, Opendoc und OLE unter einen Hut zu bekommen.