CeBIT ist eröffnet

Starkes Frauen-Duo gibt den Startschuss zur weltgrößten IT-Messe

06.03.2012
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Vor mehr als 2000 Besuchern bekennen sich Kanzlerin Merkel und Brasiliens Staatspräsidentin Rousseff zur digitalen Gesellschaft und fordern verstärkte Anstrengungen, das Vertrauen in die IT- und Internet-Technik zu verbessern. Google-Chairman Eric Schmidt machte in seiner Rede allerdings einen weiten Bogen um das Thema Privacy.

Das Thema Vertrauen bekomme in der IT eine neue Bedeutung, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung der diesjährigen CeBIT. Damit griff sie gleich zu Beginn ihrer Eröffnungsrede das diesjährige Leitthema "Managing Trust" auf. Auf der CeBIT gehe es um mehr als um das Zeigen neuer Geräte.

"Wer IT nutzt, muss sicher sein, dass seine Daten nicht verschwinden oder von jemand anderem missbraucht werden", spielte die Kanzlerin auf die Risiken des Cloud Computing an. IT beeinflusse immer weitere Teile des täglichen Lebens. Je automatischer das geschehe, desto wichtiger sei es, den Systemen vertrauen zu können.

Ohne Sicherheit kein Geschäft

Noch deutlichere Worte fand zum CeBIT-Auftakt der amtierende BITKOM-Präsident Dieter Kempf: "Ohne Vertrauen kein Online-Shopping und kein Cloud Computing." Bei Kaufentscheidungen seien Vertrauensmerkmale wie Datenschutz, Sicherheit und Transparenz die bedeutendsten Kriterien und würden mittlerweile stärker gewichtet als Qualität oder Markenbekanntheit.

Der BITKOM-Präsident erklärte das Thema Vertrauen zur Chefsache: "Es darf nicht sein, dass Verbraucher von tief greifenden, ihre persönlichen Daten betreffenden Änderungen der Geschäftsbedingungen überfallartig überrascht werden", sagte Kempf. Das sei keine Basis für ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell.

Damit spielte Kempff auf die Querelen der vergangenen Monate rund um Online-Riesen wie Facebook und Google an. Wiederholt hatten Politiker und Datenschützer die Internet-Riesen an den Pranger gestellt und ihren Umgang mit den Nutzerdaten kritisiert. Vor allem Googles geänderte Datenschutzerklärung hatte Politik und Datenschutz vieler Länder auf die Barrikaden gebracht. Der Online-Riese hatte die Registrierungsdaten seiner rund 60 Internet-Dienste zusammengeführt und sich damit heftige Kritik eingehandelt.

Googles Executive Chairman Eric Schmidt streifte das Thema Privacy indes mit keinem Wort und breitete stattdessen seine Visionen zum künftigen Online-Kosmos aus. Er betonte vor allem die Möglichkeiten und Chancen, die sich allen Menschen durch das World Wide Web böten: "Technik wird die Art und Weise verändern, wie wir leben und interagieren." Schmidt zufolge werden sich die Infrastrukturen unvermindert weiterentwickeln. IT werde beispielsweise durch die wachsende Zahl von Embedded Systems zum elementaren Bestandteil des täglichen Lebens.

Blühende Landschaften durch IT

Allerdings könnten bis dato nur wenige Menschen an den Segnungen des digitalen Zeitalters teilhaben. Der Google-Chairman verwies auf eine kleine privilegierte Schicht und eine IT-Mittelklasse. Milliarden Menschen lebten noch in einer digitalen Wüste. Die könne allerdings in den kommenden Jahren mit Hilfe von Technik zu blühen anfangen. Schmidt sprach in diesem Zusammenhang von der Smartphone-Revolution. Geräte, die heute noch 400 Euro kosteten, werde es in wenigen Jahren für 20 Euro zu kaufen geben. In Verbindung mit breitbandigen Mobilverbindungen bekämen damit wesentlich mehr Menschen Zugang zum digitalen Kosmos.

"Das Netz verändert Gesellschaften und das Verhältnis zwischen Bürgern und dem Staat", warb Schmidt. Es werde schwerer, Propaganda zu verbreiten oder Schreie nach Hilfe zu unterdrücken: "Es wird eng für die Diktatoren dieser Welt." Der Versuch vieler Regierungen, das Internet zu kontrollieren, werde scheitern: "Das Internet ist wie Wasser und wird sich seinen Weg suchen und finden."

"IT darf kein Privileg sein"

Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte an, das Partnerland der diesjährigen CeBIT wolle in Zukunft stark auf Informationstechnik setzen. "IT darf aber nicht Privileg einer bestimmten Klasse sein", warnte sie. Internet-Zugänge sollen in Brasilien allen Menschen zur Verfügung stehen.

Rousseff kündigte an, in diesem Zusammenhang vor allem in den Breitbandausbau zu investieren. Bisher gebe es in Brasilien schon 41 Millionen mobile Highspeed-Anschlüsse. Darüber hinaus ziehe sich ein Breitbandnetz von 31.000 Kilometern quer durch Südamerikas Metropolen. Die Politikerin betonte, dieses Netz sei ein wichtiges Mittel für eine bessere Integration zwischen den einzelnen Staaten. "Wir wollen eine offene Informationsgesellschaft aufbauen", rief sie den über 2000 geladenen Gästen zu.

Das CeBIT-Motto sei auch ein gutes Motto für die Kooperation der Wirtschaftsnationen der Welt, nahm Merkel den Ball auf: "Managing Trust passt auch für die Politik. Wir müssen uns aufeinander verlassen können." Schließlich sei die Krise noch längst nicht vorbei. Es müsse Vertrauen geben, dass jeder die Regeln einhalte, aber auch Vertrauen, dass Betroffene in schwierigen Situationen auf die Solidarität der anderen bauen könnten - Managing Trust auf einer politischen Ebene.