Verkauf des Kabelnetzes ist ins Stocken geraten

Starke Verschuldung wirft Schatten auf Telekom-Bilanz

26.01.2001

Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, ist gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen. Bei der Pflichtveröffentlichung der Ergebnisse für das vergangene Geschäftsjahr konnte der Konzern beim Umsatz ein Plus ausweisen. Er stieg um rund 15 Prozent von 35,47 Milliarden Euro im Jahr 1999 auf 40,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Ohne Neukonsolidierung, so räumte die Telekom ein, hätte der Umsatzzuwachs jedoch nur knapp sechs Prozent betragen. Den Überschuss bezifferte das Unternehmen mit insgesamt 7,4 Milliarden Euro. Damit konnte der Carrier seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Milliarden Euro erhöhen.

Verbindlichkeiten steigen um 18 Milliarden Euro

Getrübt wurde die Bilanz der Telekom auch durch einem Einbruch im vierten Quartal. In den letzten drei Monaten sank der Gewinn um rund eine Milliarde Euro unter den bis zum 30. September 2000 errechneten Bilanzwert. Analysten hatten im letzten Quartal 2000 nur mit einem Verlust von rund 410 Millionen Euro gerechnet, der nun aber mehr als doppelt so hoch ausfiel. Die Verantwortlichen der Telekom begründen den Rückgang mit 400 Millionen Euro höheren Abschreibungen auf Firmenwerte sowie Zinsen für das UMTS-Mobilfunkgeschäft in Höhe von 450 Millionen Euro. Aufgrund der genannten Posten blieb der Konzerngewinn um rund 600 Millionen Euro hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Mit einem Abschlag von über drei Prozent reagierten die Börsianer negativ auf die Telekom-Zahlen. Sie dürften vor allem über die hohen Schulden der Telekom enttäuscht sein, die ihre Finanzverbindlichkeiten mit 60,3 Milliarden Euro bezifferte. Damit wuchs die Schuldenlast von 42,3 Milliarden Euro Ende 1999 um weitere 18 Milliarden Euro im Jahr 2000 an. Ein enttäuschendes Resultat, wenn man bedenkt, dass die Telekom Beteiligungen im Wert von rund 20 Milliarden Euro veräußerte. Die Bonner hatten sich unter anderem aus der internationalen TK-Allianz Global One sowie dem italienischen Mobilfunkkonsortium Wind verabschiedet und ihr Kabelnetz in Nordrhein-Westfalen und Hessen verkauft.

Die Aussichten der Telekom, ihre Schuldenlast durch die Verkäufe der weiteren sieben regionalen Kabelgesellschaften zu reduzieren, haben indes einen Dämpfer erhalten. Der schon sicher geglaubte Abschluss mit der amerikanischen Callahan-Gruppe, die bereits den Zuschlag in Nordrhein-Westfalen erhielt, steht unterdessen in Frage. Die Amerikaner, so wurde bekannt, fordern Nachverhandlungen zu den im Mai 2000 getroffenen Vereinbarungen. Der Grund: Die Einbrüche an den Börsen haben zu einer erheblichen Verschlechterung der Kapitalsituation von Telekommunikations- und Kabelanbietern geführt.

Der niederländische Kabelnetzbetreiber UPC hat Verhandlungen mit der Telekom über den Kauf der Regionalgesellschaften abgebrochen. Die Niederländer werfen den Bonnern überzogene Preisvorstellungen vor und monieren, dass die Telekom bei ihren Forderungen die Entwicklung der Kapitalmärkte ignoriere. Insgesamt erhofft sich der TK-Konzern 30 Milliarden Mark Einnahmen.