GMD-Studie analysiert derzeitige Situation im Programmierumfeld:

Standardsoftware soll Manpower einsparen

21.10.1983

MÜNCHEN (CW) - Softwerker beim Anwender sehen mageren Zeiten entgegen. In dem Dilemma zwischen Budgetrestriktionen und den Forderungen der Fachabteilungen nach neuen und qualitativ verbesserten Applikationen setzen DV-User zunehmend auf Standardprogramme und externe Beratung. Als Folge dieser Entwicklung wollen die Unternehmen mittelfristig kein zusätzliches Softwarepersonal einstellen. Dies sind die Kernaussagen einer Analyse über den deutschen Softwaremarkt, die von der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD Bonn) in Zusammenarbeit mit der Münchner Infratest Kommunikationsforschung erstellt und auf der Systems präsentiert wurde.

Bei der Realisierung neuer Anwendungen wollen die DV-Benutzer GMD-Angaben zufolge künftig schwerpunktmäßig in Büroautomation sowie Fertigungsplanung und -steuerung investieren. Speziell bei diesen neuen Anwendungsgebieten gelten es die Benutzer für sinnvoll, um externe Hilfe zurückzugreifen oder Standardprogramme einzusetzen. Dort, wo eigene Erfahrung fehlt, werde sich die heute bereits erkennbare Strukturveränderung in der Softwarenachfrage noch deutlicher

bemerkbar machen: Standardisierte Anwendungsprogramme werden -

und zwar zu Lasten der selbsterstellten Programme sowie der extern entwickelten Individualsoftware - vermehrt zum Einsatz kommen. Vor allem Großanwender gehen davon aus, daß bis 1985 mehr als ein Viertel

für insgesamt installierten Anwendungsprogramme Standardpakete

sein werden. Als einen wesentlichen Faktor für die Dynamik der Marktentwicklung führt die GMD Betriebe an, die erstmals ein eigenes DV-System einsetzen. Hier mache die Untersuchung deutlich, daß der

Marktzugang zwar augenblicklich noch nicht so groß sei, doch bis 1984

mit rund 20000 Erstanwendern per annum gerechnet werden könne. In

den Jahren 1981/1982 wurden bereits 17000 DV-Einsteiger registriert. Diese Steigerung sei mit einem wachsenden Anteil kleinerer Betriebe verbunden. Fast 70 Prozent der Unternehmen, die für dieses oder das nächste Jahr die erstmalige Installationseines Rechners erwägten, hätten weniger als zehn Beschäftigte.

Wie die Analyse der Bonner ergab, konzentrieren sich die Anbieter derzeit sowohl auf ein komplettes Hard- und Softwareangebot als auch auf Beratungsleistungen. Die Anstöße zu diesen Entwicklungen kommen indes überwiegend von den Kunden. So werden der GMD zufolge fast 50 Prozent der Ideen für Standardprodukte bei Auftragsprojekten aufgegriffen. Lediglich bei etwa 20 Prozent der Entwicklungen seien es eigene Innovationsanstöße.

Die Bereitschaft zur Kooperation habe im DV-Markt merklich zugenommen, sagen die Marktforscher. Dabei spiele Lizenzvergabe (15 Prozent) und Lizenznahme (25 Prozent) zwischen Hardwareherstellern und Softwarehäusern oder Programmierbüros eine immer wichtigere Rolle.