Softwarehäuser geraten laut Arthur D. Little unter hohen Druck

Standards und PC-Leistung bestimmen die neunziger Jahre

12.01.1990

WIESBADEN (CW) - Aufbruch-, aber auch Krisenstimmung herrscht in der Informationsverarbeitung der neunziger Jahre. Nach Ansicht des Beratungsunternehmens Arthur D. Little International Inc. (ADL), Wiesbaden, werden vor allem die zunehmende Globalisierung des Hard- und Softwaremarktes, die wachsende Standardisierung von Produkten und die steigende Leistungsfähigkeit von PCs die Marktstrukturen wesentlich beeinflussen.

War schon die zweite Hälfte der achtziger Jahre durch wachsende Konzentrationstendenzen, speziell im Hardware-Sektor, gekennzeichnet, so setzt sich dieser Trend in den Neunzigern verstärkt im Software-Bereich fort. Denn die steigende Nachfrage nach weltweit einsetzbarer Standardsoftware sowie die zunehmende Durchsetzung von Standards bei Rechnerarchitekturen, Betriebssystemen und Netzwerkprotokollen machen eine weitgehende Überarbeitung des bestehenden Softwareangebotes erforderlich.

Die dafür notwendigen hohen Investitionen wird so manches Softwarehaus indes nicht tätigen können. Folgerung von Arthur D. Little: Auch wenn der Verkauf von Software und entsprechenden Dienstleistungen mehr als 50 Prozent des Marktes für Informationsverarbeitung bis Mitte der neunziger Jahre betragen wird, werden zahlreiche derzeit am Markt agierende Softwarehäuser diese Zeiten nicht mehr erleben.

In Sachen Standardisierung bleibt Unix Dreh- und Angelpunkt für Minicomputer-Anbieter. Bis auf IBM und DEC, die weiter an ihren Proprietary-Betriebssystemen festhalten, werden alle anderen Minimaker in den kommenden Jahren versuchen sich als Unix-Anbieter zu etablieren. Ihr Erfolg, so Arthur D. Little, wird davon abhängen, inwieweit sie die Nachteile der Markttransparenz durch Kombination von Hardwareangebot, Softwarekooperationen, Pre-Sales-Beratung und Implementierungsunterstützung aufheben können.

Ein entscheidender Einflußfaktor für den DV-Markt des neuen Jahrzehnts bildet die wachsende Leistungsfähigkeit der PCs. Durch den neuen 486er-Prozessor von Intel, den Compaq und Olivetti bereits zur sogenannten "Computing Platform" erklärten und auf dessen Basis sie künftig PCs, Workstations und Mehrplatzsysteme anbieten wollen, werden sich nach Meinung der ADL-Berater die Grenzen zwischen diesen drei Rechnerkategorien verwischen. Im Workstationbereich lassen sich allerdings die Performance-Anforderungen für CAD und Simulation weiterhin nur durch spezifische Prozessorarchitekturen abdecken. (Ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Ausgabe) +