Herstellerkonsortium drängt auf gemeinsames Vorgehen

Standards für Web-Services droht proprietäre Gefahr

15.02.2002
MÜNCHEN (CW) - XML-basierende Web-Services werden momentan von Industrie und Analysten euphorisch als Lösung vieler Integrationsprobleme gehandelt. Doch den noch jungen Standards droht in der Praxis ein proprietäres Schicksal. Ein Herstellerkonsortium soll dies abwenden.

Rund 50 Hersteller und Dienstleister haben sich jetzt unter dem Dach der "Web Services Interoperability Organization" zusammengefunden, um den Web-Services ein proprietäres Ende zu ersparen. Anlässlich der Gründung des Konsortiums beschrieben die Initiatoren dessen Aufgabe in der Entwicklung gemeinsamer Richtlinien für eine einheitliche Produktimplementierung der Web-Services-Spezifikationen. Diese Empfehlungen sollen dann Standardisierungsgremien wie dem W3C oder Oasis unterbreitet werden.

Welche Bedeutung die Industrie der Initiative beimisst, zeigt sich daran, dass Hersteller wie Microsoft, IBM, Accenture, Bea Systems, Hewlett-Packard, Oracle, Intel, SAP und Fujitsu zu den Gründungsmitgliedern zählen. Sie und weitere Konsortiumsmitglieder, Standardisierungsgruppen und andere Unternehmen hatten in den letzten zwei Jahren mehr oder weniger gemeinsam die technischen Grundlagen für XML-basierende Web-Services gelegt.

Doch die Umsetzung der Spezifikationen mit Hilfe von Web- und Anwendungs-Servern sowie entsprechender Tools bereitet Probleme. Gründe sind die mangelnde Reife der Standards, teilweise unpräzise Spezifikationen, neue Standardvorschläge sowie die überhastete Umsetzung der jeweils neuesten Release-Stände durch die konkurrierenden Hersteller. "Das führt dazu, dass jeder Anbieter seine eigene, leicht abgewandelte Implementierung hat", erklärte stellvertretend Rod Smith, Vice President Emerging Technology bei IBM.

Eine Reaktion auf diese Unzulänglichkeiten der Web-Services war beispielsweise die Gründung des "Axis"-Projekts der ApacheGroup. Ziel ist die Implementierung von "Apache Soap 3.0", die laut Initiatoren ein völliges Redesign des Protokolls bedeutet. Ferner kann auch das "Liberty Alliance Project" als eine Gemeinschaftsaktion für Web-Services (UDDI-Registry) gesehen werden. Diese auf Initiative Sun Microsystems gegründete Allianz richtete sich gegen Microsofts eigenen Online-Identifizierungsdienst "Passport" und will stattdessen offene Standards zu Single-sign-on-Techniken erarbeiten.

In diesem Zusammenhang stellt das Konsortium daher eine weitere Gemeinschaftsaktion dar, dieses Mal jedoch mit Microsoft. Konkret wollen die Initiatoren in den kommenden Wochen Testszenarien und selbstadministrierbare Testwerkzeuge bereitstellen, mit denen Hersteller und Kunden in ihrer Software einen "unüblichen Gebrauch der Dienste sowie Fehler in den Spezifikationen aufdecken" können. Weiter sollen Informationen, Richtlinien sowie vor allem eine Roadmap zu Web-Services - basierend auf den Frameworks von IBM und Microsoft - zusammengestellt und über die Website www.ws-i-org zugänglich sein.

Das Konsortium hofft, durch diese Angebote die Web-Services-Unterstützer auf Linie zu bringen und mehr Kunden zu gewinnen. Allerdings sind einige namhafte Player in diesem Markt bisher nicht beigetreten, allen voran Sun Microsystems. Der Hersteller gerät dadurch immer mehr unter öffentlichen Druck und hat inzwischen seine Bereitschaft zum Einlenken signalisiert. (as)

Abb: Hype-Techniken

Die Zukunft der Web-Services soll jetzt die Web Services Interoperability Organization sichern. Quelle: WSI