IETF will Geheimdienste nicht mithören lassen

Standardisierungsgremium sagt nein zu Abhörprotokollen

31.03.2000
FRAMINGHAM (IDG) - Wie erwartet hat die Internet Engineering Task Force (IETF) einen Vorschlag zur Entwicklung von Protokollen, die Geheimdienste leichter abhören können, abgelehnt.

Die IETF-Führung ist sich einig: Die Aufgabe des Standardisierungsgremiums besteht nicht darin, Protokolle so zu gestalten, dass Datenschutzgesetze oder Abhörmaßnahmen einzelner Länder umgesetzt werden können. Eine solche Veränderung hätte zudem nicht nur eine Erhöhung der Komplexität der Protokolle zur Folge, sondern würde auch die allgemeine Sicherheit von Informationen im Internet gefährden. "Wir gehen im Bezug auf Sicherheit keine Kompromisse ein, nur um Geheimdiensten eine Abhörmöglichkeit zu schaffen", erklärt Keith Moore, Co-Director für einen der Applikationsbereiche bei der IETF.

Die Debatte über die Abhörfähigkeit entzündete sich aus der Arbeit des Standardisierungsgremiums an der Entwicklung von Protokollen für das Telefonieren via Internet. In einer Reihe von Ländern, beispielsweise den USA, sind TK-Carrier dazu verpflichtet, auf Anfrage von Regierungsbehörden Leitungen anzuzapfen beziehungsweise zu überwachen. Deshalb sind Abhörfunktionen bereits heute in viele zentrale Telefon-Switches integriert. Einige IETF-Mitglieder, die für Anbieter von kombinierten Sprach-Daten-Switches arbeiten, befürchten, ohne entsprechende Funktionen in ihren Produkten hätten sie im Markt keine Chance.

Die IETF-Spitze hingegen argumentiert, Abhörfunktionen in Switches seien auch realisierbar, ohne dafür in die Kommunikationsprotokolle des Internet einzugreifen. Scott Bradner, Co-Director des Transportbereichs der IETF, ist der Meinung, dies sei allein Aufgabe der Hersteller - die Implementierung solcher Maßnahmen gehöre nicht zu den Aufgaben des Standardisierungsgremiums.