Standardisiertes Angebot schafft Kaufanreize Preisguenstige PC-Server sehen einer rosigen Zukunft entgegen

20.05.1994

MUENCHEN (jm) - Soho ist ueberall. Nicht nur in London und Manhattan, sondern auch in den Koepfen der meisten PC-Hersteller. Die haben ein neues Objekt der Begierde ausgemacht: Die Kaeuferschicht der kleineren und mittelstaendischen Unternehmen im Small Office oder zu Hause, im Home Office. Auf deren Beduerfnisse ist das Hardware-Angebot der Low-end-PC-Server zugeschnitten.

In der Vergangenheit kristallisierten sich zwei Trends heraus: Einerseits dokumentiert sich die Gewoehnung an den PC als Allerwelts-Konsumartikel auch in einer uferlosen Angebotsschwemme. Vorteil fuer den Anwender: Die Standardisierung bei Hard- und Software schreitet voran, die Preise befinden sich auf kontinuierlichem Sinkflug.

Quasi in einer Gegenbewegung tauchten am Markt andererseits Rechnersysteme wie der erstmals im Oktober 1989 vorgestellte "Systempro" von Compaq auf sowie Rechner von Parallan, Tricord und Netframe, fuer die die Branche die Bezeichnung Superserver praegte.

Sie fuehrten Leistungsmerkmale aus der PC-Umgebung und - zumindest ansatzweise - Technologiekonzepte aus der Midrange- beziehungsweise Grossrechnerwelt zusammen. In der Folge zogen Unternehmen wie unter anderem Advanced Logic Research oder AST mit vergleichbaren Angeboten nach.

Als ein Zeichen der Akzeptanz von PC-Servern in LAN-Umgebungen sowie als Indiz fuer die Tauglichkeit solcher Boliden als Mini- Hosts fuer kleinere oder mittelstaendische Unternehmen etabliert sich nun nach einem Bericht des Marktforschungsinstitutes International Data Corp. (IDC) der Low-end-Server-Markt.

Auf diesen hat es die Branche, vornehmlich die Grossen der Hardwareszene, abgesehen: Mit IBM, Hewlett-Packard (HP), Compaq, Dell, Digital Equipment Corp. (DEC), Acer/Altos und seit neuestem auch Apple mit seinen Power-PC-basierten Servern ist alles vertreten, was im PC-Umfeld Rang und Namen hat.

Vorteil: Software und Hardware von der Stange

Und wie bei den PCs wirken auch im Segment der Low-end-Server Marktmechanismen, die dem Anwender das Leben leichter machen: "Die Einhaltung technologischer Standards durch die Hardwarehersteller zusammen mit der schieren Fuelle von PC-Server-Angeboten uebt eine erhebliche Attraktion auf Applikationsentwickler und Dienstleister in Supportkanaelen aus", schaetzt Analystin Lynn Berg von der Gartner Group.

Kollege Randal Giusto vom Marktforschungsunternehmen BIS Strategic Decisions pflichtet ihr bei: Schon heute koennten Anwender eine Vielzahl von Soft- und Hardwarekomponenten quasi von der Stange kaufen. Dies und die schrumpfenden Gewinnspannen in der PC-Clone- Arena ermutigten Hardware-Anbieter zunehmend, sich im Server- Segment zu engagieren.

Um sich als veritable Host-Alternative durchzusetzen, haben PC- Hersteller nach Meinung von Giusto allerdings noch ein paar Hausaufgaben zu machen: Da man komplexere Server-Systeme nicht herkoemmlichen PCs gleichstellen koenne, muessten die Anbieter fuer erstere flankierende Service- und Supporteinrichtungen aufziehen. Zudem gelte es, geeignete Vertriebskonzepte fuer die anspruchsvolleren Rechner zu entwickeln.

IDC bemaengelt darueber hinaus, die meisten PC-Anbieter warteten nicht mit Software auf, mit deren Hilfe Anwender die spezifischen Aufgabenstellungen von Server-Systemen leichter bewerkstelligen koennten. Hierzu zaehlen die Analysten vor allem System-Management- und Administrationswerkzeuge.

Zumindest HP und Compaq haben die Bedeutung solcher Software aber schon erkannt und bieten Werkzeuge an.

Dass die Orientierung auf den PC-Server-Markt lohnt, belegt eine Studie, die ebenfalls IDC veroeffentlicht hat. In ihrer Betrachtung des PC-Marktes bis zum Jahr 1995 kommen die Analysten zu interessanten Ergebnissen. Sie erwarten, dass Anwender aus dem Small-Office-Bereich (nach IDC-Definition Unternehmen mit weniger als zehn Angestellten) im laufenden Jahr erheblich mehr Geld fuer DV-Technologie ausgeben werden als im Jahr zuvor.

Im Vergleich zu 1993 rechnen sie in diesem Kundensegment mit einem Ausgabenanstieg von 29 Prozent. Firmen mit mehr als zehn Angestellten haben das Geld demgegenueber nicht so locker sitzen: Sieben Prozent weniger geben sie dieses Jahr aus. PC-Herstellern von Servern e la Proliant (Compaq) oder Netserver LC (HP), die zwischen zehn und 25 Benutzern unterstuetzen koennen, prognostizieren die Analysten denn auch exzellente Zuwachsraten.

Meyer, Jan-Bernd