"Standardfunktionen sparen Kosten"

03.03.2005
Wer das umfangreiche Lern-Management-System von SAP einführen will, muss vieles beachten, wie Jörg Sander, Bildungsexperte bei der Beratung Detecon International, im CW-Gespräch erläuterte.

CW: Was unterscheidet die SAP-Lösung von anderen Lern-Management-Systemen?

Sander: Die Plattform der Walldorfer dient nicht nur dem computergestützten Lernen, sondern unterstützt das gesamte Bildungs-Management. Mit ihr erstellen Schulungsverantwortliche ihre Trainingskataloge, und Mitarbeiter buchen Schulungen, rufen Lerninhalte ab oder pflegen ihre eigene Bildungshistorie.

CW: Warum zögern viele Unternehmen, das System einzuführen?

Sander: Es ist keine Insellösung, sondern ein vernetztes System. Entsprechend komplex ist auch dessen Einführung. Viele Unternehmen haben daher Sorge, die Kosten für ein solches Projekt könnten aus dem Ruder laufen.

CW: Ist diese Sorge berechtigt?

Sander: Nicht, wenn die Einführung entsprechend vorbereitet wird. Entscheidend ist, die "SAP Learning Solution" (LSO) in eine Bildungs-Management-Strategie einzubinden. Um ihre Potenziale nutzen zu können, müssen zunächst alle betroffenen Geschäftsabläufe untersucht werden. Das bedeutet eine aufwändigere Analyse als bei anderen Lernanwendungen, da auch administrative Lern-Management-Prozesse von der Einführung betroffen sind. Klar formulierte Ziele und ein mit allen Geschäftsbereichen abgestimmtes Prozess- und Rollenkonzept bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Einführung.

CW: Wie lassen sich böse Überraschungen bei den Kosten vermeiden?

Sander: Unternehmen sollten früh klären, ob sie den LSO-Standard um zusätzliche Funktionen erweitern möchten. Modifikationen, bei denen der SAP-Quellcode verändert wird, sollten die Verantwortlichen so gering wie möglich halten. Dadurch lassen sich Implementierungs- und Betriebsaufwand erheblich verringern. Für eine möglichst hohe Kostentransparenz ist das IT-Anforderungskonzept so zu strukturieren, dass einzelne Anforderungen zu Funktionsblöcken gruppiert werden können. So lässt sich der Einführungsaufwand pro Block quantifizieren. Unternehmen können den Einsatz teurer Funktionen im Vorfeld überdenken und gegebenenfalls verwerfen.

CW: Wann sollten die Anwender einbezogen werden?

Sander: So früh wie möglich. Vergleichbar mit anderen SAP-Einführungen haben wir auch bei der Learning Solution die Erfahrung gemacht, dass die Nutzer das neue System umso besser annehmen, je intensiver ein Unternehmen die verschiedenen Phasen kommunikativ begleitet.

CW: Welche technischen Aspekte sind bei der Einführung zu beachten?

Sander: Die SAP LSO ist ein Multikomponentenprodukt, bestehend aus R/3-Basis, Portal und Web-Server. Die daraus resultierenden Abhängigkeiten stellen hohe Anforderungen an das Release-Management und den Betrieb der angeschlossenen SAP-Module. Unternehmen müssen damit rechnen, dass im Vorfeld der Implementierung Upgrades von bestehenden SAP-Systemen notwendig sind. Eine wesentliche Neuerung im aktuellen Release des Lern-Management-Systems ist die "Netweaver" Technologie. Da viele Unternehmen diese Integrationsplattform noch nicht einsetzen, sollten sie rechtzeitig unterstützende Produkte heranziehen, wie zum Beispiel den "SAP Solution Manager".

CW: Wie lassen sich Angebote externer Trainingsanbieter integrieren?

Sander: Bisher gibt es keine Version für Schulungsanbieter. Damit Unternehmen ihre Daten mit externen Dienstleistern austauschen können, müssen die SAP-Experten die Schnittstellen der Beteiligten programmieren. Die Projektverantwortlichen sollten früh festlegen, wie viele Daten in welcher Qualität mit dem externen Schulungsunternehmen ausgetauscht werden sollen. (am)