Master Data Management

Stammdaten - ungeliebt und nützlich

27.10.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

ThyssenKrupp: Individuelle Produkte, individueller Materialstamm

Während die Produkte von Hartmann relativ stark standardisiert sind, gilt das für den Schiffsbaubereich des Thyssen-Krupp-Konzerns, Thyssen Krupp Marine Systems, gerade nicht. Hier ist fast jedes Produkt eine Einzelfertigung. Die drei Standorte sind auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert. Blohm + Voss Naval agiert in Hamburg als Systemhaus ohne eigene Fertigung im Schiffsbau. Howaldtswerke Deutsche Werft in Kiel baut Unterseeboote. B+V Shipyards & Services betreibt in Emden Dienstleistungen und baut Yachten.

Demgemäß haben alle drei Standorte stark differenzierte Stammdaten. Dennoch strebt das Unternehmen eine übergeordnete Stammdatenstruktur an. Arbeits- und Materialpakete sollen in Zukunft leichter von einem Standort an den anderen verlagert werden können, um Nachfrageschwankungen besser abzufangen. Doch das war so gut wie unmöglich, solange es keinerlei Verbindung zwischen den Materialstammdaten der Standorte gab. Der eine verstand schlicht nicht, was der andere mit einer bestimmten Materialbezeichnung meinte. Zudem erzeugte das komplett getrennte Stammdaten-Management der drei Bereiche jährlich Kosten in Millionenhöhe.

Es stellte sich als sinnlos heraus, das jeweils Tausende von Klassen umfassende System der lokalen Materialstämme zu ändern, weil das eine Migration der lokalen SAP-Systeme und damit einen unzumutbaren Aufwand bedeutet hätte. Die Lösung bestand darin, die Stammdaten aus den zahlreichen lokalen Klassen mit Hilfe des Werkzeugs "Part Explorer" von Cadbas in nur rund 80 Produktklassen des zentralen Materialstamms mit wenigen, grundlegenden Merkmalen einzuordnen.

Lokale Anfragen an die zentrale Materialdatenbank greifen auf diese Daten zu und verzweigen dann auf die differenzierteren Klassen der lokalen Datenbasen. Die nötigen Mappings herzustellen war aufwendig. "Das hat trotz des Werkzeugs viel händische Arbeit erfordert", erinnert sich Hans-Hagen Bartsch, der bei Blohm + Voss Naval für das Thema zuständig ist.