Master Data Management

Stammdaten - ungeliebt und nützlich

27.10.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Paul Hartmann vereinheitlicht Daten in 35 Ländern

Alfred Ullmann, Paul Hartmann AG: "Die Mitarbeiter stehen in der Verantwortung."
Alfred Ullmann, Paul Hartmann AG: "Die Mitarbeiter stehen in der Verantwortung."
Foto: Paul Hartmann AG

Weil die Stammdaten- von der Unternehmensstruktur abhängt, gibt es keine Patentrezepte: Ein produzierendes Unternehmen braucht andere Stammdaten und -verwaltungsmechanismen als ein Dienstleister, eine Firma mit vielen selbständigen, unterschiedlichen Bereichen andere als eine mit relativ einheitlicher Struktur.

Der Medizintechnik-Hersteller Paul Hartmann AG beispielsweise ist durch Zukäufe und Auslandsexpansion seit 1980 rasant gewachsen. Deshalb musste das ehemals von der Zentrale in Heidenheim kontrollierte Stammdaten-Management durch eine andere Struktur ersetzt werden. Seit rund fünf Jahren arbeitet das Unternehmen nun im Rahmen eines IT-Projekts an einem Stammdatenprozess, der für alle Unternehmensbereiche einheitlich gelten soll. Ziel ist es, dass Produkte in allen 35 Landesgesellschaften gleichzeitig eingeführt werden können, wobei das lokale Marketing jeweils entscheidet, ob eine solche Einführung sinnvoll ist.

Das globale System vererbt Stammdaten an lokale Datenbasen

Ausgangspunkt sind deshalb bei Hartmann die Artikelstammdaten, weitere Bereiche folgen später. Der Stammdatenprozess beginnt beim Marketing, dem Eigner des gesamten Vorgangs. Es entwickelt neue Produktideen und legt für sie die ersten Stammdaten an, beispielsweise Artikelnummern. Die Daten werden im Verlauf der Produktentwicklungen nach einem festgelegten Prozessschema an die nachfolgenden Abteilungen weitergereicht und ergänzt. "Wenn die richtigen Personen die Daten ergänzen, dann stimmen sie auch", so Alfred Ullmann, der bei Hartmann seit 2005 für das Master-Data-Management verantwortlich ist.

Bei Produktionsbeginn müssen die Daten vollständig vorliegen. Alle Artikelstämme werden zentral gesammelt, auf Konformität mit den unternehmensweit gültigen Standards geprüft und dann in ein SAP-System eingestellt.

Gleichzeitig gibt es lokale Stammdaten. Das globale System arbeitet auf Produktebene und vererbt die Stammdaten an die lokalen Datenbasen, die nicht Produkte, sondern Artikel speichern, also auch lokalspezifische Packungsgrößen etc. enthalten. Bei der Umsetzung des Konzepts stützt sich Ullmann auf ein Tool auf PHP/MySQL-Basis, inzwischen wurde zudem Tibco eingeführt.