Stagnierender Geschaeftsverlauf erwartet Die Siemens AG plant fuer 1994 einschneidende Sparmassnahmen

14.01.1994

MUENCHEN (vwd) - Die Siemens AG erwartet im laufenden Geschaeftsjahr 1993/94 einen "eher stagnierenden Geschaeftsverlauf". Kosten- und Rationalisierungsdruck wuerden anhalten und weitere Personalanpassungen notwendig machen, teilte der Konzern mit.

Einem Bericht der "Boersenzeitung" zufolge rechnen die Muenchner in diesem Jahr mit keiner durchgreifenden Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen. Auch die Strukturprobleme seien kurzfristig nicht zu loesen.

Um die Wettbewerbsfaehigkeit langfristig zu sichern, muessten die Kosten weiter gesenkt, die Innovationskraft gestaerkt und attraktive Auslandsmaerkte intensiver bearbeitet werden. Zum Teil seien "einschneidende Sparmassnahmen" geplant, erklaerte das Unternehmen gegenueber der "Boersenzeitung" weiter.

Durch die staerkere Einbeziehung guenstiger Auslandsstandorte sollen neue Maerkte erschlossen und die Fertigungskosten gesenkt werden. Die Zahl der Arbeitsplaetze werde aufgrund des "wettbewerbsbedingten Rationalisierungsbedarf" und bestehender Ueberkapazitaeten weiter zum Sinken tendieren.

Siemens verfolge wie bisher eine ertragsorientierte Dividendenpolitik. Den fuer 1992/93 unveraenderten Dividendenvorschlag von 13 Mark je 50-Mark-Aktie begruendet das Unternehmen mit dem ruecklaeufigen Ergebnis und der schwierigen Beschaeftigungssituation der geschaeftsfuehrenden Bereiche.

SNI-Eingliederung ist rechtswirksam

Die Beschaeftigtenzahl sank im vergangenen Jahr weltweit von 413000 auf 391000. Im Inland fielen 15000 Stellen weg, die Anzahl der Mitarbeiter sank auf 238000, im Ausland wurden 7000 Arbeitsplaetze abgebaut.

Der Siemens-Konzern hat im abgelaufenen Geschaeftsjahr seinen Weltumsatz um vier Prozent auf 81,7 Milliarden Mark gesteigert. Der Gewinn nach Steuern stieg um ein Prozent auf 1,98 Milliarden Mark.

Grossen Anteil an den Verlusten der geschaeftsfuehrenden Bereiche hat nach wie vor die Siemens-Nixdorf-Informationssysteme (SNI) AG, die 1992/93 bei einem um neun Prozent ruecklaeufigen Umsatz von 11,9 Milliarden Mark einen Verlust von 419 Millionen Mark ausweisen musste. Allerdings koennen die Muenchner diese Verluste steuerlich geltend machen, zumal die zum 1. Oktober 1992 beschlossene Eingliederung von SNI in den Konzern endlich rechtswirksam geworden ist.

Gegen die 1990 durchgefuehrte Kapitalerhoehung und die 1992 erfolgte Rueckfuehrung von SNI in den Konzern waren ehemalige Nixdorf- Aktionaere mit rechtlichen Mitteln vorgegangen. Zwar waren die Anfechtungsklagen bereits 1992 vom Paderborner Landgericht abgewiesen worden, aber die Klaeger hatten Berufung eingelegt.

Nun haben sich die beiden Parteien nach Angaben von Siemens vor dem Oberlandesgericht Hamm auf einen Vergleich geeinigt. Danach werden die Einwaende der Klaeger gegen die Bewertungen von Nixdorf und des eingebrachten Siemens-Bereiches vor einem Schiedsgericht noch einmal geprueft. Das Ergebnis soll in dem laufenden Spruchstellenverfahren beruecksichtigt werden, betonte Siemens.