100 Jahre IBM

Ständiger Wandel als Rezept für hohes Alter

09.06.2011

Gehobene Firmenkultur mit Anzugpflicht im Vertrieb

"Big Blue", wie der Konzern mit seinem Hauptsitz in Armonk bei New York genannt wird, vertritt eine gehobene Firmenkultur, die jeder CeBIT-Besucher sofort spürt, wenn er auf der Computermesse in Hannover am IBM-Stand vorbeikommt. Dies fängt mit dem Äußeren der Mitarbeiter an - die 1915 für den Vertrieb eingeführte Anzugpflicht prägt die Armonker bis heute - und erstreckt sich bis zur jahrzehntelangen Konzentration auf das Geschäft mit Großkunden. Erst 2007 gab Palmisano die Parole aus, verstärkt auf die mittelständische Kundschaft zuzugehen.

Im vergangenen Jahr haben die rund 427 000 Mitarbeiter - unter ihnen 20 000 in Deutschland - einen Umsatz von 99,9 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Der Gewinn vor Steuern kletterte auf den Rekord von 19,7 Milliarden Dollar. Davon entfielen mehr als 90 Prozent auf Software, Dienstleistungen und Finanzierungen. Mehr als 70 Prozent der 2010 registrierten 5896 US-Patente betrafen Neuentwicklungen für Software und Dienstleistungen. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt IBM auch die Open-Source-Szene um das freie Betriebssystem Linux.

Inzwischen verabschieden sich auch andere in der Branche vom PC-Modell und suchen ihr Glück in der Cloud, in der Verlagerung von IT-Prozessen aller Art in vernetzten Rechenzentren. Entsprechende Lösungen sind einer von vier Wachstumsbereichen der gegenwärtigen IBM-Strategie - neben dem Geschäft in Wachstumsmärkten wie China, Indien und Brasilien, Angeboten zur Analyse von Geschäftsdaten sowie Innovationen für einen "intelligenteren Planeten".

Meilensteine der IBM-Geschichte

Seit 100 Jahren begleitet IBM die Entwicklung der Informationstechnik mit einer Vielzahl von Erfindungen. Hier eine Auswahl der wichtigsten Daten der Firmengeschichte.

1911 - IBM wird am 16. Juni unter dem Namen Computing Tabulating and Recording Company (C-T-R) in New York gegründet. Neben der Lochkarten-Technik bietet das Unternehmen kommerzielle Waagen und Uhren an.

1915 - Thomas J. Watson wird Präsident. Der für den Vertrieb eingeführte strenge Dresscode prägt die Unternehmenskultur.

1924 - C-T-R ändert seinen Namen in International Business Machines (IBM). Die Carroll Rotary Card Press produziert 1000 Lochkarten pro Minute.

1928 - Die IBM-Karte mit 80 Spalten wird Standard für das Speichern und Aufzeichnen von Daten.

1930 - Watson lässt ein System zur zeitlichen Steuerung von Verkehrsampeln patentieren.

1933 - IBM führt die 40-Stunden-Woche ein.

1934 - Für Banken wird eine Maschine zur Automatisierung der Scheckverrechnung entwickelt, die IBM 801.

1939 - IBM erhält das erste Patent für eine Methode zur Ausführung von Berechnungen mittels Elektronenröhren.

1944 - IBM stellt seinen ersten Großrechner vor, den Automatic Sequence Controlled Calculator (ASCC), auch als Mark I bekannt. Die mehr als 15 Meter lange und fast 2,50 Meter hohe Maschine wiegt fast fünf Tonnen.

1946 - Der erste kommerzielle elektronische Rechner trägt die Bezeichnung IBM 603.

1948 - Das Nachfolgemodell IBM 604 wird mehr als 5000 Mal verkauft.

1952 - Der Magnetbandspeicher IBM 726 speichert so viele Daten wie 35 000 Lochkarten.

1954 - Ein IBM-Computer demonstriert die Übersetzung vom Russischen ins Englische.

1955 - Der Transistorrechner IBM 608 markiert einen neuen Abschnitt zur Entwicklung leistungsfähigerer Computer.

1956 - IBM begründet mit dem RAMAC (Random Access Method of Accounting and Control) die magnetische Speichertechnik der Festplatte. Die Laufwerke sind bei einer Kapazität von 10 Megabit (damals wurde noch nicht in Megabyte gemessen) so groß wie zwei nebeneinander aufgestellte Kühlschränke.

1957 - Das von IBM-Programmierer John Backus entwickelte Fortran wird zum Standard bei Programmiersprachen.

1961 - Die Schreibmaschine IBM Selectric setzt einen Standard bei Büroschreibmaschinen.

1964 - Das Großrechnersystem/360 bestimmt auf Jahre hinaus die Entwicklung von Computern mit Halbleiterchips.

1966 - Die Erfindung von DRAM (Dynamic Random Access Memory) ermöglicht die Entwicklung von schnellerem und preisgünstigerem Computerspeicher.

1969 - Die Magnetstreifentechnik legt die Basis für das Kreditkartengeschäft.

1971 - IBM ist an der Erfindung der Diskette beteiligt.

1972 - IBM stellt den ersten Geldautomaten vor.

1973 - Im Einzelhandel beginnt die Nutzung von UPC-Barcodes, die in den 1960er Jahren in IBM-Forschungslabors entwickelt wurden.

1975 - Der IBM 5100 ist der erste tragbare Computer.

1976 - IBM führt den ersten Laserdrucker ein.

1981 - Der IBM Personal Computer markiert den Beginn der PC-Revolution.

1986 - Die IBM-Forscher Gerd Binnig und Heinrich Rohrer werden für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops mit dem Nobelpreis für Physik geehrt.

1987 - Die IBM-Forscher Georg Bednorz und Alex Müller erhalten für ihre Arbeiten zur Erfindung des Hochtemperatur-Supraleiters den Nobelpreis für Physik.

1992 - IBM führt das Notebook-Modell ThinkPad ein.

1995 - IBM übernimmt die Software-Firma Lotus.

1996 - IBM führt das Datenbank-Managementsystem DB2 Universal Database ein.

1997 - Der IBM-Supercomputer Deep Blue schlägt den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow in sechs Partien.

1999 - IBM unterstützt Linux und weitere Open-Source-Software.

2002 - IBM übernimmt das Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers Consulting.

2005 - IBM verkauft sein PC-Geschäft mit der Modellreihe ThinkPad an das chinesische Unternehmen Lenovo.

2011 - Der nach dem IBM-Gründer benannte Supercomputer Watson gewinnt in der amerikanischen Quiz-Show "Jeopardy" gegen zwei Kandidaten.

Auf einer Jubiläumsfeier sagte die neue Vorsitzende der IBM-Geschäftsführung in Deutschland, Martina Koederitz, am Mittwochabend in Berlin, mit den Innovationen ihres Unternehmens in den letzten hundert Jahren sei die Welt "smarter geworden, vielleicht auch ein Stück besser". Die Managerin fügte hinzu: "Ich bin überzeugt, dass dies auch in den nächsten hundert Jahren der Fall sein wird." IBM denkt da unter anderem an selbst lernende Systeme nach dem Modell des Quiz-Computers Watson, an die Analyse von großen Datenmengen für bessere Prognosen im Gesundheitswesen, für Verkehrssysteme der Zukunft oder auch in der Energieversorgung. (dpa/tc)