Stadt Wuppertal schafft mit geringem Aufwand ein Maximum an Auswertungen:Die Fachabteilungen codieren selbst

14.04.1978

Der verstärkte Einsatz der EDV im öffentlichen Dienst ermöglicht den Zugriff auf riesige Datenmengen, aus denen Entscheidungsgrundlagen für die ständig wachsenden Verwaltungs-Aufgaben gewonnen werden können. Für die verschiedensten Auswertungen stets eigene Programme zu schreiben, wäre indes unwirtschaftlich. Hier hilft ein Software-System, mit dem sich Dateien parametergesteuert völlig wahlfrei auswerten lassen. Die Stadt Wuppertal hat ein derartiges Programm im Einsatz. Michael Wockel, Programmierer in der Zentralen Datenverarbeitung der Stadtverwaltung Wuppertal, berichtet über seine Erfahrungen mit dem Dateiauswertungssystem "Kreuztab".

Die Stadt Wuppertal setzt das Standardprogramm Kreuztab seit 1971 ein. Dieses Programm wurde in seinem Grundkonzept von der Gfs Gesellschaft für Systementwicklung mbH, München und Köln, entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Hauptamt Abteilung Zentrale Datenverarbeitung, und dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtforschung weiter ausgebaut.

Kreuztab erzeugt variable eindimensionale Tabellen sowie zwei- und dreidimensionale Kreuztabellen in praktisch beliebiger Größe. Erfordert die gewünschte Ausgabe mehr als ein Listenblatt, so erzeugt Kreuztab die entsprechenden vertikalen und horizontalen Folgeblätter, die dann noch zusammengelegt werden müssen.

Bei dreidimensionalen Auswertungen erfolgt die Ausgabe "scheibenweise": Für jeden Wert der dritten Dimension wird eine zweidimensionale Kreuztabelle ausgegeben.

Simple Abfragesprache

Einen weiteren Vorteil bietet das System dadurch, daß es mittels einer einfachen Abfragesprache bedient wird. Da diese Abfragen an die deutsche Umgangssprache angelehnt sind also keine EDV-Kenntnisse verlangen können sie direkt von den Fachabteilungen gestellt werden. Die Mitarbeit von EDV-Fachleuten ist nicht unbedingt erforderlich. Die Abteilung Zentrale Datenverarbeitung hat in einem kurzen Seminar allen Anwendern die Abfragesprache anhand von praktischen Beispielen und Übungen erläutert, so daß die Ämter seit rund zwei Jahren ihre Abfragen selbst codieren.

Diese Codierung ist aufgeteilt in einen Bedingungs- und einen Anweisungsteil.

Im Bedingungsteil können, eingeleitet durch das Schlüsselwort WENN, beliebig viele Bedingungen durch UND beziehungsweise ODER verknüpft werden. Als Vergleichsoperatoren sind deren Negation sowie sinnvolle Kombinationen derselben zugelassen.

= gleich,

> größer,

< kleiner,

Als Vergleichswerte sind nicht nur Konstante erlaubt (zum Beispiel "WENN MONAT = 1", was Januar bedeuten würde), sondern auch Konstantenlisten. Diese werden als Parameter angegeben und mit dem Zeichen "&" gekennzeichnet.

Im Anweisungsteil, eingeleitet durch das Schlüsselwort DANN, werden Form und Inhalt der Ausgabe bestimmt. Es lassen sich Kreuztabellen mit Anzahl der Fälle oder bestimmten Summen je Fall mit den zugehörigen Prozentwerten ermitteln, woraus dann Zwischendateien zur Weiterverarbeitung oder Listen erstellt werden können.

Kreuztab wurde im Verlauf der jetzt schon über fünfjährigen Anwendung einem vielseitigen Verwendungszweck zugeführt. In sporadischen, monatlichen, vierteljährlichen, halbjährlichen und jährlichen Auswertungen unterstützt dieses Software-Werkzeug die Untersuchungen und Planungen im Bau-, Gesundheits-, Jugend- und Personalwesen sowie in der Stadtplanung (siehe Kasten).

Dadurch, daß die Fachabteilungen ihre Abfragen selbst formulieren, können Mißverständnisse in der Interpretation der Auswertungswünsche weitestgehend ausgeschlossen werden. Die oft zeitaufwendige Abstimmung zwischen Fachabteilung und EDV-Abteilung entfällt. Dadurch können notwendige Auswertungen auch kurzfristig erfolgen. Häufig wiederkehrende Abfragen werden gespeichert und brauchen nur abgerufen werden. Seit kurzem wird von der Gfs Gesellschaft für Systementwicklung mbH zusätzlich noch eine LIST-Funktion angeboten.

Damit können in einem Ausdruck beliebig viele Datenfelder einfach aufgelistet oder bis zu 25 Datenfelder in einer Ausgabe aufsummiert oder aufgelistet werden.

Bei allen LIST-Ausgaben können Spaltenbreite, Spalten-Kopfzeile und Gesamtüberschrift frei bestimmt werden. Der Anschluß von Kreuztab an Datenbanken ist über die kompatible Datenbankschnittstelle KDBS vorgesehen.

Mit dem Gfs-Tool ist es gelungen, gewissermaßen im Vorfeld komplexer Planungs- und Informationssysteme eine vielseitige Informationsquelle zu erschließen, die mit relativ geringem Aufwand ein Maximum an Auswertungen bringt. Das ist nicht zuletzt der Benutzerfreundlichkeit des Systems, als auch der vielseitigen Variations- und Anwendungsmöglichkeit zuzuschreiben. Damit hat sich das Verfahren bereits "gelohnt".