Erster Eindruck von Replica 3.0

Stac bietet Backup-Lösung für Windows NT an

08.08.1997

In der Praxis legt die kostenlose NT-Beigabe "Bandsicherung" die Meßlatte, an der sich Backup-Programme von Drittherstellern orientieren müssen: Nur durch bessere Funktionalität können Systemverwalter die zusätzlichen Kosten für deren Anschaffung rechtfertigen. Das in NT enthaltene Dienstprogramm weist allerdings genug Defizite auf, so daß hier nicht so schnell ein Argumentationsnotstand entstehen sollte. Zu seinen gravierendsten Mängeln gehört, daß es sich nicht von entfernten Arbeitsstationen aus bedienen läßt, geöffnete Dateien nicht sichern kann, die umständliche und eingeschränkte Automatisierung des Sicherungsprozesses und die fehlende Möglichkeit, über Notfalldisketten das Backup des gesamten Systems in Gang zu setzen. Stac verspricht, mit Replica in allen diesen Punkten eine bessere Lösung anzubieten.

Laut Handbuch läßt sich das Produkt von einem Arbeitsplatzrechner aus installieren. Dabei werden die eigentlichen Backup-Routinen am sogenannten "Host Replica Server" als NT-Dienst eingerichtet, das Front-end zu deren Bedienung findet am "Administrative PC" Platz. Bedingung dafür ist, daß der Benutzer am Zielrechner, an den das Bandlaufwerk angeschlossen ist, administrative Rechte besitzt und daß er dem Boot-Laufwerk des Servers (von NT automatisch freigegeben als c$) eine Laufwerkskennung zugewiesen hat. Die Setup-Routine sollte dann eine Liste der verfügbaren Server anbieten. In unserer Testinstallation fand sie den gewünschten Rechner allerdings nicht. Erst nach der Installation der Software von der Server-Konsole aus konnte die Verwaltungskomponente am Arbeitsplatzrechner die Datensicherung steuern.

Ein großes Defizit von Replica besteht dabei darin, daß sich nur Daten solcher Server sichern lassen, an die ein Bandlaufwerk angeschlossen ist. Es ist nicht möglich, ein übergreifendes Backup mehrerer Rechner auf einem Backup-Server zu fahren. Deshalb ist Replica eine Lösung für einzelne NT-Server, nicht aber für das Unternehmen. Dieses Manko soll mit einer zukünftigen "Intranetwork Edition" behoben werden, die dann auch sogenannte Tape-Autoloader unterstützen soll.

Ein verbreiteter Mangel von Backup-Software besteht darin, daß viele Produkte geöffnete Dateien nicht sichern können. In diesem Fall müssen Applikations- und Datenbank-Server vor dem Sicherungsprozeß heruntergefahren werden. Einige Datenbank-Management-Systeme (DMBS) bieten inzwischen die Möglichkeit, sogenannte Snapshots von Datenbanken zu erstellen, die sich während des laufenden Betriebs sichern lassen. Replica nutzt ein Backup-Verfahren, das nicht auf Datei-, sondern auf Volume-Ebene arbeitet. Die unter der wohlklingenden Marketing-Bezeichnung "Object Replication Technology" firmierende Methode kann deshalb auch geöffnete Dateien sichern. Auf unserem Testrechner war während der Bandsicherung ein Lotus-Domino-Server aktiv, dessen geöffnete Datenbanken sich normalerweise gegen das Backup sträuben. Replica sicherte mehrere, über 100 MB große Notes-Datenbanken problemlos.

Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß die kleinste Sicherungseinheit ein Volume, also ein logisches NT-Laufwerk ist. Backup-Schemata, die einmal wöchentlich vollständig und an den übrigen Tagen nur inkrementell oder differenziell sichern, können mit Replica deshalb nicht angewandt werden.

Die Datensicherung kann entweder manuell angestoßen oder zeitgesteuert automatisiert werden. Im zweiten Fall lassen sich bequem Intervalle für die Wiederverwendung der Bänder festlegen. Voreingestellt ist die gängige Variante, bei der für jeden Freitag eine eigene Kassette zur Verfügung steht, während die Bänder für die übrigen Tage jede Woche überschrieben werden.

Zur Wiederherstellung von Daten bietet Stac zwei Optionen an: Ein sogenanntes "Desaster Recovery" und das Zurückspielen einzelner Dateien. Ersteres ist für den Daten-GAU gedacht, bei dem ein Datenträger vollständig ausfällt. Stacs Client-Software verfügt dazu über eine Funktion, die eine Kopie der NT-Bootdisketten modifiziert. Von ihnen kann das System im Notfall gestartet werden, anschließend lassen sich die Daten sogar auf einem völlig leeren Datenträger wiederherstellen. Voraussetzung für die vollständige Restaurierung des gesamten Servers ist natürlich, daß auch die Partitionierungsdaten mitgesichert wurden.

Für die Wiedergewinnung einzelner Dateien beschreitet Stac eigene Wege: Tapes lassen sich am Server als Wechseldatenträger mounten und bei Bedarf gleich für den Netzzugriff freigeben. Einzelne Files können dann mit dem Windows-Explorer an ihren Bestimmungsort kopiert werden. Anwender ersparen sich so den Lernaufwand für die sonst üblichen Wiederherstellungsfunktionen. Die Zugriffsgeschwindigkeit ist bei diesem Verfahren aber naturgemäß langsam, da es sich bei Bändern um ein sequentielles Medium handelt.

Ein weiteres Defizit dieser Methode besteht darin, daß sich Dateien nicht mehr einzeln wiederherstellen lassen, wenn sich ein Backup über mehrere Bänder erstreckt. In diesem Fall funktioniert nur mehr das Desaster Recovery.

Eine Testversion von Replica für Windows NT und weitere Informationen gibt es auf der Web-Site von Stac unter http://www.stac.com.