SSA Global zeichnet SOA-Bauplan

13.10.2005
Eine Web-Services-Plattform soll verschiedene Produkte des Herstellers miteinander verbinden.
Mit der SSA Open Architecture sollen sich verschiedene Lösungen via Web-Services integrieren lassen.
Mit der SSA Open Architecture sollen sich verschiedene Lösungen via Web-Services integrieren lassen.

Der Anbieter von Business-Software hat über die Jahre sieben Hersteller von Lösungen für das Enterprise Resource Planning (ERP), Supply-Chain-Management (SCM) und Customer-Relationship-Management (CRM) übernommen. SSA Global möchte die erworbenen Techniken miteinander verknüpfen, so dass Anwender beispielsweise ein ERP-System mit einem SCM-Modul verknüpfen können. Die Grundlage dafür bildet die "SSA Open Architecture".

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*81982: IBM-Partnerschaft;

*79818: Gildemeister migriert auf neues ERP- System;

*81326: Quartalszahlen;

*79285: Epiphany-Übernahme.

Hier lesen Sie …

• welche Infrastruktur sich SSA Global zulegt;

• wie die gekauften Produkte integriert werden sollen;

• welche Rolle Baan im SSA-Portfolio spielt.

Diese Umgebung folgt den Konzepten einer Service-oriented Architecture (SOA) und soll es Firmen, die die aktuellen Versionen der Business-Software verwenden, ermöglichen, Geschäftsprozesse zu gestalten, die auf Web-Services aufsetzen. Diese Web-Services wiederum kapseln Funktionen der einzelnen SSA-Programme.

Die Open Architecture setzt sich aus den Funktionsbausteinen "People-integrated Services" (Benutzerschnittstelle), "Decision Services" (Scorecards, Analyse und Reporting), "Business Process Services" (Anwendungsintegration und Business-Process-Management) sowie "Application Services" (Stammdatenverwaltung, Softwareentwicklung und Administration) zusammen. Die Ähnlichkeit mit SAPs "Netweaver"-Ansatz ist unverkennbar. Ähnlich wie die Walldorfer will SSA Global die Freigabe neuer Releases der Business-Software und der Infrastruktur aufeinander abstimmen. Benannt werden die Releases dann nach Jahreszahlen, also beispielsweise "SSA Open Architecture 2006".

Im Gegensatz zu Oracle und SAP entwickelt der Anbieter jedoch die Grundlage seiner Infrastruktur nicht selbst, sondern verwendet die Websphere-Plattform des Partners IBM. Dabei soll es auch bleiben, denn Eigenentwicklungen plant SSA Global nicht. Das gilt auch für die Decision Services, denn hier stammen die Analysewerkzeuge nicht von SSA selbst, sondern vom Kooperationspartner Cognos. BPEL-Tools (Business Process Execution Language) zur Gestaltung von Web-Services-basierenden Geschäftsprozessen liefert Fujitsu.

Zwei ERP-Kernsysteme

Den Kern des Softwareportfolios bilden die ERP-Linien "SSA ERP LN", die Weiterentwicklung der Baan-Produkte, und der Nachfolger der "BPCS"-Lösung, "ERP LX". Ergänzt werden sie mit Software für SCM, CRM, Supplier-Relationship-Management, Financial-Management, Product-Lifecycle-Management und Corporate-Performance-Management.

Das CRM-Angebot soll in den nächsten Monaten mit der Technik von Epiphany aufgewertet werden. Nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung im Bereich Kundendatenanalyse hatte SSA Global diesen Anbieter gekauft. Künftig soll es unter dem Label "SSA CRM" die drei Bausteine "SSA Sales", "SSA Service" und "SSA Marketing" geben, wobei sich Letzterer ausschließlich auf Epiphany-Technik stützt. Die Sales-Module kombinieren unter anderem "Epiphany Sales" mit dem ehemaligen Baan-Produkt "Sales Plus".

Hierzulande zählen zum überwiegenden Teil ehemalige Baan-Anwender zu den 750 deutschen Kunden von SSA Global. Die allermeisten nutzen noch Baan IV. Sie können mit den vom Hersteller versprochenen SOA-Konzepten wenig anfangen. Ein Upgrade auf das aktuelle Produkt ERP LN 6.1 käme für sie praktisch einer Neuentwicklung gleich, da das Datenmodell völlig anders gestaltet ist.

Nicht besonders glücklich sind die Baan-IV-Kunden darüber, dass der Anbieter eine versprochene Integration von Microsoft Office nun doch nicht liefert. Durch eine solche Verknüpfung wären Anwender in der Lage, zum Beispiel Angebote oder Auftragsbestätigungen weitaus bequemer zu erzeugen, als dies mit dem im ERP-System vorhandenen Editor möglich ist. "Wir haben Auftragsbestätigungen, die sich zum Teil über 50 Seiten erstrecken, da würde eine Office-Integration sehr hilfreich sein", so Thorsten Wichmann, IT-Manager bei der Gesellschaft für Oeltechnik (http://www.oel technik.com/) aus Waghäusel. Über ein Add-on ist es lediglich möglich, Daten via ODBC aus dem ERP-System auszulesen und in Office einzubinden. Wichmanns Firma nutzt die Software mit 80 gleichzeitigen Benutzern. Derzeit evaluiert das Unternehmen ERP LN und wird möglicherweise nächstes Jahr umsteigen. Der IT-Experte wird oft und massiv von SSA-Konkurrenten wie Pro Alpha, SAP und CIS ("Semiramis") kontaktiert, die ihn zur Migration auf die eigene Business-Lösung bewegen wollen.

Im Gegensatz zu anderen Herstellern pflegt SSA Global alte Produkte wie Baan IV weiter und hat auch kein Datum für das Ende des Supports genannt. Ob die Wartungsgebühren steigen, steht noch nicht fest. "Eigentlich sollten wir die Gebühren anheben, aber bisher haben wir das noch nicht getan", teilte Firmenchef Mike Greenough auf Anfrage mit.

Partnerschaft mit IBM

Der Firmenlenker möchte die Zusammenarbeit mit Big Blue eher noch intensivieren, in- dem die Beratungssparte des Konzerns mehr als bisher SSA-Lösungen bei Kunden einführt. Seiner Ansicht nach müssten beide Seiten daran interessiert sein: Hersteller wie SSA Glo- bal beflügelten aus IBM-Sicht das Websphere-Geschäft, weil ERP-Käufer auch die Infrastrukturplattform erwerben. Der IT-Konzern hatte vergleichbare Partnerschaften mit Siebel, Peoplesoft und J.D. Edwards geschlossen, doch die gehören inzwischen dem Middleware- und Datenbankkonkurrenten Oracle.