Kommentar

Spurensuche und Täterprofil

14.08.1998

Sie läuft so vor sich hin - die DV der bayerischen Polizei. Zu alt, zu umständlich, zu teuer heißen die Qualitätsprädikate. Offensichtlich hat Siemens mindestens ein Jahrzehnt lang seine Altsysteme bei der Behörde abgeladen. Trotzdem kam das High-Tech-Unternehmen immer wieder zum Zug. Die Polizei lud es dazu ein. Die DV-Ausschreibungen gerieten derart spezifisch, daß allein Siemens die Bedürfnisse der Anwender befriedigen konnte.

Die Leidtragenden sind die Beamten, die den Verkehr regeln, Exhibitionisten vertreiben, Reifenstecher aufspüren, Familienstreits schlichten, die Unfallstelle sichern und Zeugen vernehmen, Sekretärin, Sachbearbeiter, Schutzmann und Kriminalist in einem sind. Sie sind bestraft durch ungeeignete Anwendungen, durch doppelte und dreifache Datenerfassung.

Die Budgethoheit liegt beim Parlament. Dort sitzen allerdings keine DV-Fachleute. Doch es gibt ja Ausschüsse. Da finden sich allerdings auch keine DV-Spezialisten. Aber im Innenministerium - da sitzen IT-Experten. Die entscheiden jedoch nicht, was und in welchem Umfang gemacht wird; sie schlagen vor und verweisen auf Berater. Als wichtigsten Berater sehen die Ministerialbeamten den Rechnungshof. Die Kontrollbehörde moniert seit Jahren. Die Staatsregierung widerspricht - seit Jahren.

Da bleibt nur übrig, mit dem Finger auf den Hersteller zu zeigen. Dieser hat das Zuständigkeitsgerangel offenbar lediglich ausgenutzt, statt kompetent zu beraten.