Sprint verklagt IBM

30.05.2006
Ein mit mehreren Milliarden Dollar dotiertes Outsourcing-Abkommen wird vor Gericht verhandelt. Streitwert: lediglich 6,4 Millionen Dollar.

Die Unstimmigkeiten zwischen Sprint und IBM haben sich offenbar zu einem handfesten Streit entwickelt. Im Januar 2006 hatte der US-amerikanische TK-Anbieter Sprint angekündigt, ein umfangreiches Outsourcing-Abkommen mit IBM neu zu ordnen und einige Funktionen wieder unter eigener Regie zu betreiben. Der Beginn der Partnerschaft geht auf September 2003 zurück, als Sprint für die kommenden fünf Jahre die Anwendungsentwicklung und -wartung in die Hände von IBM legte. Im Juli 2004 wurde das Abkommen deutlich erweitert: IBM übernahm den Betrieb der Call-Center von Sprint. Der Wert des ersten Auftrags belief sich auf rund 400 Millionen Dollar, das zweite Paket hatte ein geplantes Volumen von mehreren Milliarden Dollar.

Doch die gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Die Differenzen scheinen derart groß, dass die Partner die Unstimmgkeiten nicht mehr ohne fremde Hilfe beheben können. Sprint beantragte vor einem Gericht in Kansas ein Gerichtsverfahren gegen IBM, weil Big Blue es im vergangenen Jahr versäumt habe, vereinbarte Produktivitätssteigerungen zu realisieren.

Der Streitwert beläuft sich auf 6,4 Millionen Dollar, gemessen am Gesamtvolumen der Outsourcing-Verträge ist das ein kleiner Betrag. Doch gerade das nährt die Spekulation, die Partnerschaft sei grundlegend zerrüttet: Warum sonst lässt es ein Konzern von der Größe des TK-Anbieters auf einen Streit mit IBM ankommen, wenn der Streitwert für beide Seiten "Peanuts" ist?

Auslöser der Auseinandersetzung könnte ein Wechsel im IT-Management gewesen sein. Michael Stout, der als CIO von Sprint die Abkommen mit IBM unterschrieben hat, verließ das Unternehmen Ende 2005. Sein Nachfolger ist Richard LeFave, der von Nextel kommt. Die Abkommen mit IBM waren vor der Fusion von Sprint und Nextel unterschrieben worden. Möglicherweise haben sich die Geschäftsbedingungen derart verändert, dass die ursprünglichen Verträge nicht mehr haltbar waren. Ein Sprint-Sprecher bestätigte zwar, dass alle Abkommen mit IBM einer Revision unterzogen werden. Allerdings betonte er auch, man wolle weiterhin harmonisch zusammenarbeiten. (jha)