Kapazitaet der Router-Tabellen ist dem Ansturm nicht mehr gewachsen

Sprint sperrt Internet-User mit ueberlangen Adressen aus

29.03.1996

Mit Sprint raeumte einer der ersten Carrier offiziell ein, dass die Provider nicht jedem Anwender freie Fahrt auf ihren Teilstuecken der Datenautobahn gewaehrten. Das Unternehmen verwehrt Anwendern und Web-Sites mit IP-Adressen, die laenger als 18 Bit sind, den Zugang zum eigenen Backbone. Bei dem Provider begruendet man diesen Schritt damit, dass die langen Adressen die Kapazitaet der Router-Tabellen ueberfordern und so die Geraete ueberlasten.

Entsprechend filtert der Carrier diese langen Anschriften, die vom Internet Network Informa- tion Center (Internic) und nicht von den Service-Providern vergeben werden, im Backbone heraus. Endstation Sprint heisst es vor allem fuer IP-Adressen der Kategorie Class C, die mit 206 oder hoeheren Nummern beginnen. Dabei sind die 207er Adressen nur dann betroffen, wenn sie laenger als 17 Bits sind.

Fuer die Anwender hat das den unangenehmen Effekt, dass E-Mail oder File-Transfer ihr Ziel nicht erreichen, wenn sie das Sprint-Netz kreuzen. Noch schlimmer trifft es die Anbieter von WWW-Seiten, die eine der auf dem Index stehenden Nummern gezogen haben: Sie sind fuer Anwender, deren Daten teilweise via Sprint reisen, nicht erreichbar.

Der Carrier verteidigt diesen Schritt damit, dass der Filtervorgang den Empfehlungen der North American Network Operators Group entspreche. Diese Gruppe hatte an Internet-Service-Provider die Empfehlung ausgesprochen, die betreffenden Nummern zu blockieren, um den Umfang der Eintraege in die Router-Tabellen auf ein ertraegliches Mass zu begrenzen.

<H4>18-Bit-Adressen ueberfordern Router</H4>

Hinter den Filterschwierigkeiten verbirgt sich jedoch noch ein anderes Problem: Waehrend die grossen Provider angemessene Adressbloecke, die sich mit einem einzigen Eintrag im Router abbilden lassen, zugeteilt bekommen, erhalten kleinere ISPs und Unternehmen oft wenige, nicht zusammenhaengende Nummern, die die Kapazitaeten der Router meist sehr schnell ueberlasten und dadurch wertvolle Kapazitaeten verschwenden.

Waehrend die Filtering-Methode auf den ersten Blick zumindest der restlichen Networking-Gemeinde zugute kommt, da so der Verkehrsfluss aufrechterhalten werden kann, sorgt das Verfahren auf der anderen Seite dafuer, dass ein betraechtlicher Teil des ohnehin knappen Adressraumes nicht genutzt wird. Beim In- ternic waescht man diesbezueglich die Haende in Unschuld und verweist darauf, dass die Organisation die User gewarnt habe, die nicht zu routenden Adressen zu verwenden. Statt dessen, so der Rat des Internic, sollen die Anwender sich lieber von den ISPs entsprechende Adressen zuteilen lassen.

Sprint ist bisher der einzige Carrier, der den Einsatz entsprechender Filterverfahren offen zugibt, wobei dies allerdings bereits seit letztem Sommer gaengige Praxis sei. Die Konkurrenz, darunter MCI, Uunet oder BBN Planet, verwendet dagegen nach eigenen Angaben keine Filter, sondern wartet auf die Router der naechsten Generation. Diese sollen, wie es heisst, kuenftig Platz fuer 150000 Tabelleneintraege bieten, verglichen mit den 20000 der heutigen Geraete. Eines der Produkte, das ueber die vergroesserte Routing-Tabelle verfuegt, ist der "Gigarouter" der Netstar Inc. in Minneapolis, der demnaechst auf den Markt kommt. Einige US-Provider testen das Geraet bereits, das fuer die Bewaeltigung dieser Adressenmassen konzipiert wurde.