Kolumne

Springer "modernisiert kulturell"

07.07.2008

Der Springer Verlag hat dem Zeitgeist die Tür geöffnet: Die mehr als 10 000 Mitarbeiter sollen künftig am Mac arbeiten (siehe: "Axel Springer Verlag setzt auf Apple"). Auch das noch, wird mancher CIO stöhnen, so etwas weckt auch bei uns Begehrlichkeiten. Vorstände, die gerne mit dem Macbook Air ins Meeting gehen und das iPhone dekorativ aus dem Sakko zupfen möchten, haben jetzt Rückenwind. IT-Manager sollten auf etwaige Anfragen vorbereitet sein. Sie können viel für das Image ihrer IT tun, wenn sie ergebnisoffen prüfen, ob ein solcher Umstieg in ihrem Unternehmen Sinn gibt. Und sie werden feststellen: Vieles hat sich geändert, der Mac als Alternative ist nicht mehr so weit weg.

Okay, schwierig wird's für Firmen, die sich ganz Microsofts Active-X-Welt verschrieben haben und ohne den Internet Explorer (IE) als Frontend nicht auskommen. Bekanntlich gibt es keine IE-Version für Mac OS X, so dass einige Web-Anwendungen nicht genutzt werden können. Allerdings hat die zunehmende Popularität des Firefox-Browsers dafür gesorgt, dass immer mehr Programme auch oder zusätzlich Java(script) unterstützen - schon um potenzielle Nutzer nicht auszugrenzen.

Im Grunde sind Unternehmen, die stark auf Web-Anwendungen setzen und dabei offene Standards nutzen, als potenzielle Mac-Anwender sogar im Vorteil. Je mehr Anwendungen über den Browser angesprochen werden - und das ist ein weltweiter Trend -, desto austauschbarer wird das Endgerät. Für die ERP-Anwendungen von SAP und Oracle beispielsweise gibt es längst Web-Schnittstellen, ein Mac-spezifischer Client ist hier gar nicht erforderlich. Von anderen populären Business-Anwendungen, allen voran Microsoft Office und Lotus Notes, existieren hingegen mehr oder weniger kompatible Mac-Versionen.

Für Mac-Umsteiger von Bedeutung sind ferner Virtualisierungs-Tools wie "Parallels Desktop" oder "VMware Fusion". Mit ihnen lassen sich Windows-Programme problemlos unter OS X fahren.

Kommen wir zur vermeintlich wichtigsten Hürde, der Administration. Wahrscheinlich werden viele Anwender überrascht sein, wenn sie sich einmal mit "Mac OS X Server" und der Software "Apple Remote Desktop" beschäftigen: Betriebssystem-Updates sowie die Installation und das Upgrade von Anwendungen lassen sich damit einfach erledigen. Management-Workflows werden recht gut von Apples "Automator"-Tool unterstützt - und wer nicht so tief in die Apple-Welt hinabsteigen mag, schaut sich Cross-Plattform-Produkte von Filewave und Symantec an.

Ein Umstieg auf den Mac ist also oft machbar, die entscheidende Frage lautet aber: Lohnt er sich auch? In Web-Foren wird hartnäckig behauptet, der höhere Anschaffungspreis werde durch die leichtere Administration kompensiert. Fakt ist aber auch, dass zuerst einmal die Mitarbeiter und auch das IT-Personal geschult werden müssen - also Zusatzkosten entstehen. Die Frage ist: Wofür das alles? Halten wir es mit dem Springer Verlag: Apple-Produkte gelten dort als "Beschleuniger der kulturellen Modernisierung im Unternehmen." Und dafür kann man schon mal ein wenig Geld ausgeben.