Codiersystem für öffentliche Funkdienste:

Sprechverzögerung bleibt unbemerkt

07.12.1984

EDINBURG (pi) - Ein neues Sprachcodier-Computersystem "Cypermate" für öffentliche Funkdienstnetze stellt die schottische Cairntech Inc. aus Edinburg vor. Das System beruht auf einer computergesteuerten Zeitteilungsverschlüsselung. die vom Wolfson Microelectronics Institute der Universität Edinburg konzipiert und entwickelt wurde.

Der "Sprach-Scrambler" ist Herstellerangaben zufolge mit den meisten Funkdienstsystemen kompatibel. Der größte Markt dafür seien zellulare Funkdienstnetze, die sich in Europa und den Vereinigten Staaten schnell entwickeln. Es wurden Varianten speziell für die Fischer in Großbritannien und Spanien geschaffen, die die größten Fischereiflotten in Europa besitzen. Eine neue Version soll demnächst für Inselstaaten und Entwicklungsländer auf den Markt kommen, bei denen Kabelverbindungen noch nicht ausgebaut sind oder deren Fernsprechnetze von Hochfrequenz-Übertragung abhängen.

Die Fernsprechoperateure verfügen über mehr als 16 Millionen einmaliger Codes zur Vorwahl. Die Zeitteilungsverschlüsselung ist bei militärischen Systemen sehr bekannt, war aber für kommerzielle Anwendungen bisher viel zu teuer. Jede halbe Sprachsekunde wird in 16 kleine Segmente aufgeteilt und digital dargestellt. Jedes Segment wird in einer anderen Folge übertragen; es wären über 150 Stunden ununterbrochener Übertragung erforderlich, bevor die Sequenz wiederholt würde. Es entsteht eine Sprechverzögerung von einer halben Sekunde, die bei der Übertragung kaum zu bemerken ist.

Cairntech wurde zu Beginn dieses Jahres mit der Absicht gegründet, eine preiswerte Sprach-Chiffreschrift zu entwickeln. Die Scottish Development Agency (SDA) und konstitutionelle Kapitalanleger gewährten Zuschüsse für dieses Projekt.

Das Betriebssystem ermöglicht es, bis zu 25 dieser Arbeitsplätze an einen einzelnen Rechner anzuschließen. Die Mindest-Hauptspeicherkapazität beträgt hierbei 128 KB. Je nach Anzahl der zusätzlich angeschlossenen Arbeitsplätze werden dann bis zu zwei MB Hauptspeicher benötigt.

Die Verwaltung der einzelnen Terminals geschieht mit Hilfe eines Zeitscheibenverfahrens. Hierbei wird jeder einzelne Arbeitsplatz in einem genau definierten Zeitintervall (in der Regel zwischen 1 und 200 Millisekunden) abgefragt, ob eine Eingabe stattgefunden hat oder nicht.

Für jeden User wird eine Partition im Hauptspeicher angelegt, in der alle Daten und Programme, die er gerade benötigt, resident gehalten werden. Durch eine entsprechende Speicherverwaltung wird sichergestellt, daß kein Benutzer auf die Partition eines anderen zugreift und dort eventuell Daten zerstört.

File-Locking kann bei MBOS/5 auf Datei- oder Satzebene erfolgen. So ist eine Datei auch dann für andere Benutzer zugänglich, wenn sie gerade bearbeitet wird. Dies garantiert einen sauberen und genau definierten Zustand der Files.

Innerhalb der einzelnen Applikationen können die verschiedensten Dateiformate verwendet werden, wie etwa RSAM, ISAM, Dateien mit variabler Satzlänge oder Text-Dateien. Bei der ISAM-Datei erfolgt der Zugriff direkt über einen genau definierten Schlüssel. Die Zugriffszeiten auf die einzelnen Sätze sind immer gleich schnell, egal wieviel "Records" sich in der Datei befinden. Dasselbe gilt auch für Schreibzugriffe.

Auch die Verwaltung von Disketten und Festplatten ist bei MBOS/5 in einer Weise geregelt, die sich laut Anbieter bei keinem anderen Betriebssystem wiederfindet. Floppies können bis zu 99 verschiedene Einträge erhalten, vorausgesetzt, sie haben eine Kapazität von mindestens 240 KB. Festplatten können in bis zu 99 verschiedene Volumes aufgeteilt werden, wobei jedes Volume wieder 99 Einträge erhalten kann.

Auch die Verwaltung von Disketten oder Festplatten soll ein Maximum an Sicherheit bieten. Durch die Vergabe von Sicherheitskennzeichen kann ein unbeabsichtigtes Löschen einzelner Einträge verhindert werden. Selbst wenn kein solches Kennzeichen vergeben wurde, wird beim Löschvorgang automatisch abgefragt, ob die entsprechende Datei oder das Programm wirklich gelöscht werden soll.

Dasselbe gilt auch für das Formatieren oder Initialisieren von Disketten oder Festplatten. Jedes einzelne Volume einer Festplatte wird vom System wie eine Disketteneinheit behandelt, das heißt, es kann unabhängig von den anderen angesprochen, initialisiert und kopiert werden.

Dateien auf die Folge-Floppy

Die Datensicherung von Festplatten ist mit Hilfe eines Sicherheitskataloges durchzuführen. In diesen Katalog wird eingetragen, welche Volumes oder welche Dateien gesichert werden sollen. Die Sicherung erfolgt dann auf Disketten oder Bandkassetten.

Bei der Verwendung von Disketten verlangt das System automatisch solange weitere Datenträger, bis die Datensicherung abgeschlossen ist. Die einzelnen Datenträger werden hierbei vollständig beschrieben, um eine optimale Ausnutzung ihrer Speicherkapazität zu gewährleisten. Dateien, die auf einer Floppy keinen Platz haben, werden aufgeteilt und auf der Folgediskette weitergeschrieben. Beim Sicherungsvorgang wird immer der geschriebene mit dem gelesenen Satz verglichen, um sicherzustellen, daß sich keine Übertragungsfehler eingeschlichen haben.

Ein Systemabsturz kommt nach den Worten des Stuttgarter DV-Leiters so gut wie nie vor. Sollte dieser Fall jedoch einmal eintreten und dabei Dateien in einem inkonsistenten Zustand zurücklassen, so sorge MBos/5 beim nächsten Systemstart automatisch für eine Regenerierung dieser Dateien und für einen einwandfreien Zustand des gesamten Systems.

Zugriff nur für ausgewählte User

Durch die Verwendung von unterschiedlichen Benutzerkennungen und Anbinden von Paßwortroutinen ist es möglich, eine gezielte Zugangskontrolle zum System zu schaffen. Sämtliche Dateien können auf Systemebene mit einem zusätzlichen Paßwort versehen werden, so daß ein Zugriff nur für gezielt ausgewählte Userkreise möglich ist.

Durch eine menügesteuerte Benutzeranpassung wird definiert, welches Programm der User nach dem Laden des Betriebssystems als erstes aufrufen will. Im Normalfall handelt es sich hierbei um ein Programmauswahlmenü, von welchem dann auf die einzelnen Applikationen verzweigt werden kann. Durch die Verwendung eines Menügenerators können so beliebig viele Programmmenüs erstellt und miteinander verknüpft werden.

Operationsfehler am Statement abfangen

Dadurch ist es möglich, alle Programme die sich auf der Festplatte oder der jeweiligen Programmdiskette befinden, gezielt über ein solches Menü aufzurufen, ohne sich die einzelnen Programmnamen merken zu müssen. Nachdem eine Applikation verlassen wurde, wird automatisch auf das zuletzt aufgerufene Menü zurückverzweigt.

Die unter MBOS/5 verwendete Programmiersprache "BOS/MicroCobol" besteht zum größten Teil aus Befehlen des Ansi-Cobols, Level I. Viele dem erfahrenen Cobol-Programmierer vertraute Komponenten fehlen jedoch entweder ganz oder stellen sich anders dar.

Dafür wird jedem Pascal-Fan das Herz höher schlagen, da er unter BOS/MicroCobol vieles findet, was er bisher vermissen mußte. Dazu gehören zum Beispiel Pointer Structured-Conditions wie DO WHILE/DO UNTIL-ENDDO oder IF-ELSE-END. Auch kann beispielsweise jeder auftretende Operationsfehler (Arithmetik oder Dateizugriff) direkt am entsprechenden Statement abgefangen und behandelt werden. Eine Bibliothek von etwa 100 Unterprogrammen steht für Datumskonvertierung, Directoryabfrage, Dateireorganisation, Kopieren von Dateien, Multi-Key-Sort oder Report-Generator zur Verfügung.

An Software sind unter anderem Finanzbuchhaltung, Auftragsverwaltung und Lagerhaltung, Baufinanzierung, Projektplanung und -kontrolle, Textverarbeitung und eine Datenbank verfügbar.

Mit BOS/Communications ist eine Datenfernübertragung zur Zeit über die Protokolle 2780 und 3780 möglich; ebenso wird eine Emulation für IBM 3270 angeboten.

Unter MBOS/5 gibt es auch die Möglichkeit, mehrere verschiedene Betriebssysteme auf einer Festplatte resident zu halten und diesen unterschiedliche Plattenbereiche zuzuweisen. Ein Filetransfer zwischen diesen Systemen ist ebenfalls möglich.