Marktvolumen soll sich in den nächsten Jahren verdreifachen, aber:

Spracherkennung steht noch ganz am Anfang

17.10.1986

ESCHBORN (CW) - Gemessen an seinem Potential steckt der Markt für Spracherkennungsprodukte noch in den Kinderschuhen. In den Jahren 1986 bis 1989 soll sich das Marktvolumen jedoch mehr als verdreifachen, Zu diesem Ergebnis kommt die International Data Corporation (IDC) in ihrer Studie "Speech Recognition & Speech Synthesis" aus der Publikationsreihe. "Office Automation Market Planning Service".

Der Bereich der Spracherkennung, so das Ergebnis der IDC-Analyse, ist insofern homogen, als praktisch alle technologischen Ansätze auf einem gemeinsamen Grundschema basieren. Dennoch sind bei der Umsetzung in konkrete Produkte eine Reihe unterschiedlicher Aspekte zu berücksichtigen: Bei der Erkennung von Sprache muß grundsätzlich zwischen dem Verstehen von Worten (Speech Recognition) und der Identifizierung des Sprechers (Speaker Verification) differenziert werden. Hinsichtlich der Worterkennung ist zwischen dem Verstehen einzelner (diskreter) Wörter oder Ausdrücke und dem Erfassen vollständiger Sätze und Texte zu differenzieren.

Kommerziell verfügbar sind bislang fast ausschließlich Systeme mit einem Wortschatz von 40 bis maximal 100 Wörtern, die auf einen bestimmten Sprecher eingestellt werden müssen und nur diskrete Ausdrücke verstehen. Selbst bei diesen Produkten, so fanden die Marktforscher heraus, gibt es vorläufig nur wenige Systeme mit einer Erkennungsgenauigkeit von über 99 Prozent. Der mögliche Produktivitätsvorteil wird in diesen Fällen folglich wieder durch den Zwang zur kontinuierlichen Kontrolle aufgehoben.

Neben den US-Marktführern Votan, Interstate Voice Products und Voice Connection, die zusammen einen Anteil von 60 Prozent am Spracherkennungsgeschäft halten, engagieren sich zunehmend auch traditionelle DV-Hersteller in dieser neuen Sparte. Neben Texas Instruments, DEC und NEC ist hier last but not least auch IBM zu nennen. Big Blue steckte in den letzten zwölf Jahren über 15 Millionen Dollar in das Projekt "TalkWriter". Entwickelt werden soll ein System, das Diktate so gut wie eine qualifizierte Stenosekretärin aufnehmen kann und diese Vorlagen in Textdokumente umsetzt, Grundlage. des Konzeptes ist ein statistisches Modell mit rund 25 Millionen Wörtern, die im Geschäftsbereich Anwendung finden. Nach IBM-Angaben läuft das Produkt heute bereits als Prototyp auf einer Hardwareausstattung im Wert von rund einer Million Dollar mit einer Erkennungsgenauigkeit von etwa 97 Prozent.