Umsatzwerte kommen täglich über Telefon in den Computer:

Sprachausgabe für die Direktverarbeitung

13.08.1982

Mit der Nutzung des öffentlichen Fernsprechwählnetzes der Deutschen Bundespost zum Zwecke der Datenfernübertragung ist ein neuer Typ von EDV-Systemen entstanden, die man als "Öffentliche DC-Systeme" bezeichnen kann. Die Möglichkeiten der Sprachausgabe als Informationsträger des Computers in Richtung Mensch kommen hauptsächlich im Bereich der "öffentlichen Dialog- und Auskunftsysteme" zum Tragen.

Die Funktionen der Sprachausgabe im öffentlichen DC-System sind Dialogführung, Wiederholen der Eingabe, Wiedergabe von Ergebnissen einzelner logischer Funktionen als Entscheidungskriterien für die weitere Verarbeitung (zum Beispiel Plausibilitätsprüfungen) und Wiedergabe EDV-technisch gespeicherter Daten. Die Ablaufanalyse unterschiedlicher Arten von Telefongesprächen veranlaßte die Philips Data Systems GmbH zur Entwicklung der Standardsoftware "Arema" (Audio-Response-Master). Sie erlaubt nach Firmenangaben dem Anwender über eine einfache Programmschnittstelle, neben dem Anschluß von Datenerfassungsprogrammen auch den Kontakt zu DFÜ-Programmen, als Verbindung zu dezentralen Rechnern oder über IPC (Inter-Partition-Communication) einen Dialog zu parallellaufenden, höherwertigen Systemen wie Disposition, Fakturierung oder ähnliches. Die Software soll den Anwender in die Lage versetzen, Sprachausgabe für den Aufbau effektiver Informationssysteme mit programmierbarer Intelligenz zu nutzen.

Arema könne, so die Philips-Leute in der jetzigen Ausbaustufe mit Hilfe eines vorgeschalteten Prozeßrechners ein Telefonnetz von bis zu 99 Telefonanschlüssen sowohl logisch als auch hardwaremäßig selbst verwalten. Bei der Sprachausgabe handelt es sich um die Wiedergabe natürlicher, digitalisierter Sprache. Der gesamte benötigte Sprachschatz wird aus mindestens 32 bis maximal 480 einzelnen Wortphrasen zusammengesetzt.

Die erste Bewährungsprobe hat das System im Bereich der Dispositionsdatenermittlung eines großen norddeutschen Mineralölkonzerns bestanden. Mit Hilfe der Sprache als Ausgabemedium und einer Touch-Tone-Tastatur als Eingabeterminal können die dezentralen Verkaufsstellen ihre Umsatzwerte täglich über das Telefon in den Computer eingeben. Neben dem Datenerfassungsprogramm steht hinter der Sprachausgabe ein Identifikationsprogramm, das das System gegen nichtautorisierte Benutzer schützen soll und eine kurzfrisitge Disposition, die die Eingabe fehlerhafter Umsatzwerte verhindern soll.

Auch künftig wird bei der Realisierung öffentlicher DC-Systeme der Einsatz von akustisch angekoppelten Kleinterminals oder des Telefons selbst (Nachwahlimpulsverfahren) als Eingabemedium zusammen mit der Sprachausgabe unbestritten bleiben. Philips macht sich stark dafür, dieses Eingabemedium jederzeit durch eine entsprechende Sprachidentifikationseinheit zum Zwecke der Datenverarbeitung zu ersetzen, sofern die technische Entwicklung kommerziell vertretbare Systeme in dieser Richtung anbieten kann. In den 80er Jahren wird dies sicherlich noch nicht der Fall sein.

*Michael Langer, Projektmanager der Philips Data Systems, Neuss.