Spotlights

14.05.1993

An die Zeiten des Kalten Krieges erinnern die Toene, die Sun-Chef Scott McNealy gegenueber Microsoft anschlaegt. "Wir haben keinen Pfennig an das Reich des Boesen gezahlt", reagierte er auf die Drohungen der Gates-Company, gerichtlich gegen Suns Wabi-Produkt vorzugehen. Mit dessen Hilfe laufen Windows-Applikation auf Unix-Systemen auch ohne Windows-Umgebung (vgl. CW Nr. 17, Seite 1: "Bei Unix-Software Solaris soll Sun Urheberrecht verletzt haben"). "Bei diesem Produkt", so McNealy weiter, "haben wir wahrscheinlich mehr in Juristen investiert als in die Entwicklung".

"Wir werden immer noch als Unix-Firma beschimpft", beklagt sich Juergen Degenhardt, Systemberater Datenbanken bei Informix. Verantwortlich fuer diesen Kurswechsel eines Unternehmens, das sich bisher immer stolz auf seinen lupenreinen Unix-Kurs berufen hat, ist eine frisch ausgegebene Open-Systems-Parole: "Wir haben uns", so Degenhardt, "fuer die Betriebssysteme Windows NT und Netware geoeffnet."

Einen ironischen Seitenhieb versetzte Bill Gates all jenen Schluessellochguckern, die derzeit ueber angebliche Heiratsabsichten des Microsoft-Chefs spekulieren. Er habe sich einer Frau namens Steve unterworfen, die zudem von ihm verlange, dass er sie mit Meister anspricht, witzelte er anlaesslich einer Gastrede vor der britischen Wissenschaftsvereinigung Worshipful Company of Information Technologies (WCIT). Damit spielte er keineswegs auf Domina-Spiele mit seiner Verlobten an, sondern auf Stephanie Shirley, Grossmeisterin der aus dem Mittelalter stammenden WCIT-Vereinigung.

OS/2 als Windows-Emulator: Unter DV-Spezialisten, die ihre Geschaeftsleitung fuer den Kauf des wenig erfolgreichen PC- Betriebssystems OS/2 gewinnen wollen, kursiert derzeit folgendes Argument. Unter der aktuellen OS/2-Version laufen Windows und die dazugehoerigen Anwendungen weit schneller als in der originalen Windows-DOS-Umgebung.

Die eigenen Verluste machen sich besser, wenn sie mit den noch groesseren Negativertraegen der Konkurrenten verglichen werden. Diese Strategie scheint SNI-Vorstand Heinz-Dieter Wendorff zu verfolgen. Auf der Fruehjahrstagung von Save verkuendete er stolz, dass sein Unternehmen hoehere Umsaetze und niedrigere Verluste als im Vorjahr verzeichnet habe. Bei Bull und Olivetti sei dagegen eine gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen.

Heftig diskutiert wurde auf einer Apple-Hausmesse in Las Vegas, ob sich der Hersteller aus dem Hardwaregeschaeft zurueckziehen werde. Firmenchef Sculley enttaeuschte die Schwarzseher mit der Andeutung einer bevorstehenden Multimedia-Offensive. Viele Analysten sehen Apple in Bedraengnis, seit Intel-PCs die Motorola-basierten MACs im Preis-Leistungs-Verhaeltnis ueberholten und auch der Vorsprung bei grafischen Benutzeroberflaechen gegenueber Windows kleiner wird.

Bei der Vorstellung von Word 6.0 fuer DOS machte Microsoft- Mitarbeiter Wolfgang Ebermann den anwesenden Journalisten ein attraktives Angebot: Jeder, der ihm eine Originalversion des zehn Jahre alten Erstlings Word 1.0 aushaendigt, erhaelt gratis ein Microsoft-Produkt seiner Wahl.