300.000 Titel im Angebot

Spotify steigt ins Hörbuch-Geschäft ein

21.09.2022
Von Redaktion Computerwoche
Der Musikstreaming-Dienst Spotify bietet künftig kostenpflichtige Hörbücher der meisten großen Buchverlage an. Die Käufer sollen über eine Webseite, nicht über die App bedient werden.
Mit Hörbüchern will Spotify seine überaus ambitionierten Wachstumsziele erreichen.
Mit Hörbüchern will Spotify seine überaus ambitionierten Wachstumsziele erreichen.
Foto: Spotify

Seit 20. September 2022 können US-Kunden Hörbücher bei Spotify downloaden. Sie haben zunächst eine Auswahl aus 300.000 Büchern und müssen für jeden Download einzeln zahlen. Das Geschäftsmodell ist vergleichbar mit denen von Apple und Google. Spotify lässt Buchempfehlungen zunächst von einer internen Redaktion von Hand kuratieren, will später aber zu algorithmischen Empfehlungen übergehen, wie sie die Hörer heute von den Musik- und teilweise auch den Podcast-Angeboten her kennen.

Spotify hatte im vergangenen Herbst den weltweiten Hörbuchvertrieb Findaway übernommen und damit Amazon mit seiner Tochter Audible herausgefordert. Audible bietet allerdings einen reinen Abonnementdienst an, bei dem die Nutzer eine monatliche Gebühr zahlen, um Zugang zu den rund 760.000 Hörbüchern und anderen Inhalten zu erhalten, einschließlich einiger Audible-Originale. Das Marktforschungsunternehmens Codex Group berichtet, Audible kontrolliere die Hörbuchverkäufe in den USA derzeit zu 48 Prozent.

Spotify überzeugt die großen Buchverlage

Seine Audiobooks will Spotify zu individuellen Preisen verkaufen und die Konditionen dafür direkt mit den Verlegern aushandeln. Nir Zicherman, Chef der Hörbuchabteilung von Spotify, erklärte, dass verschiedene Geschäftsmodelle geprüft würden. Darunter befänden sich werbefinanzierte Angebote, Abonnements sowie der Verkauf von Exklusivtiteln. Spotify plant, sein Angebot weltweit auszurollen.

Die Nutzerinnen und Nutzer werden darauf angewiesen sein, Hörbücher bei Spotify über einen Webbrowser und nicht innerhalb der App zu kaufen. Hintergrund ist, dass man Apple nicht die Möglichkeit geben will, eine Provision von bis zu 30 Prozent für Downloads aus dem AppStore zu kassieren. In Sachen In-App-Käufen liegen die beiden Unternehmen seit einiger Zeit im Clinch.

CEO Daniel Ek hofft auf starkes Wachstum

Spotify-CEO Daniel Ek hatte Hörbücher kürzlich auf einem Investorentag als einen wichtigen Expansionsbereich genannt. Das Unternehmen verfolge die Vision, auf das Zehnfache seiner derzeitigen Größe zu wachsen. Der weltweite Hörbuchmarkt steht laut Ek für einen Jahresumsatz von 70 Milliarden Dollar, er könne für Spotify Gewinnspannen von über 40 Prozent bringen. Der Markt lege jährlich um mehr als 20 Prozent zu, mache aber nur sechs bis sieben Prozent des gesamten Buchgeschäfts aus. Spotify hofft, seine Hunderte Millionen von Musik- und Podcast-Hörer an Audiobooks heranführen zu können.

Große Verlage wie die Hachette Book Group von Lagardere SCA, Simon & Schuster von Paramount Global und Penguin Random House, der weltgrößte Publikums-Buchverlag von Bertelsmann, haben ihre Kataloge in den Spotify-Dienst eingestellt. Sie sehen unter anderem Chancen darin, dass Buchautoren häufige Gäste in Podcasts sind. Die Hörer dürften eher geneigt sein, sich die Werke dieser Autoren zu kaufen. Zudem könnten Starautoren ihre Playlists und Lieblings-Podcasts veröffentlichen und so eine enge Verbindung zum Hörbuch-Download schaffen. (hv)